Jurybegründungen 2011

PREISE DOK.fest 2011 mit Jurybegründungen

DOK.international 2011
Der klassische Wettbewerb für international renommierte Produktionen, die weltweit für Aufsehen sorgen.
Der Dokumentar:Filmpreis:2011 des Bayerischen Rundfunks und der Telepool GmbH (dotiert mit 10.000 EUR) geht an

KHODORKOVSKY - Cyril Tuschi
Deutschland 2011, 111 Min.

Jurybegründung:
Wer den Fall Chodorkowski dokumentieren will, hat ein sehr unbequemes Thema gewählt! Die Mühlen der russischen Justiz, eine Mauer des Schweigens und eine Hauptfigur in Haft - der Filmemacher gerät erst einmal in ein Labyrinth der Unmöglichkeiten!
Doch der Regisseur Cyril Tuschi hat sich durchgebissen. Viele Jahre und viel Mut hat er investiert - und mit Akribie und Herzblut einen Dokumentarfilm geschaffen, der mit einer modernen Bildsprache die Licht- und Schattenseiten des früheren Oligarchen zeigt.“

DOK.horizonte 2011
Der Wettbewerb für Filme aus Entwicklungs- und Schwellenländern, die unter schwierigen politischen oder finanziellen Bedingungen entstanden sind und die sich für die Menschenrechte, für soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung engagieren. ARTE ist Sponsor der Horizonte Reihe.

Der Horizonte Preis 2011 des DOK.fest München (dotiert mit 3.000 EUR) geht an

EL MOCITO – Marcela Said und Jean de Certeau
Chile 2010, 70 Min.

Jurybegründung:
Den Filmemachern gelingt es anhand einer Einzelperson ein komplexes Panorama der chilenischen Militärdiktatur zu entwerfen, das trotz des Bezugs auf historische Ereignisse von großer Aktualität ist. Mit äußerster Präzision entfalten sie die vielschichtige Geschichte von Schuld und Sühne ihres Protagonisten, dessen Hang zur Selbstdarstellung immer wieder den Blick auf die tatsächlichen Ereignisse und seine eigene Rolle darin zu trüben scheint. EL MOCITO zeigt eindrücklich, wie schmal der Grat zwischen Schuld und Unschuld, Täter und Opfer sein kann und nimmt sein Publikum mit auf eine spannende Entdeckungsreise.“

Lobende Erwähnung Horizonte Preis

MY MOTHER, OAK- Mahmoud Rahmani
Iran 2011, 52 Min.

Eine lobende Erwähnung möchte die DOK.horizonte-Jury für My Mother, Oak von Mahmoud Rahmani aussprechen – dem poetischen Porträt eines ungewöhnlichen Einzelgängers. Der Film verwebt geschickt die Kritik an iranischen Staudamm-Projekten mit deren Auswirkungen auf Bevölkerung und Umwelt. Ein beeindruckender Film auch in visueller Hinsicht – umso mehr als er unter schwierigen politischen Umständen entstand.“

JURY DOK.international und DOK.horizonte:
Diana Iljine Designierte Direktorin und Geschäftsführerin Filmfest München
Sonja Scheider Redaktion Film und Teleclub, München
Claudia Landsberger Leiterin EYE International, Amsterdam
Francine Brücher Vertrieb SWISSFILMS, Zürich
Andrea Kuhn Festivaldirektorin Nürnberger Filmfestival der Menschenrechte Perspektive

DOK.deutsch
Der Wettbewerb für Filme, die sich thematisch und geographisch vorwiegend mit dem deutsch-sprachigen Raum auseinandersetzen.

Der BLM Filmpreis 2011 der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (dotiert mit 5.000 EUR)geht an
WADANS WELT – Dieter Schumann
Deutschland 2010,100 Min.

Jurybegründung:

WADANS WELT scheint aus einer vergehenden Welt zu stammen: er zeichnet die Geschichte eines Traditionsunternehmens in Mecklenburg-Vorpommern, das in den vergangenen Jahren Spielball von wechselnden Investoren wurde. Im Mittelpunkt von Dieter Schumanns visuell wuchtigem Film stehen Würde und Ethos der Arbeit und die Verlorenheit des Menschen in einer globalisierten Welt, seine Ohmacht inmitten eines übermächtigen Geflechts aus wirtschaftlichen Interessen. Dabei gelingen ihm symbolträchtige Szenen, die die Veränderung der Arbeitswelt ohne Klischees deutlich machen. Die Nähe zu den Protagonisten weckt Empathie, gleichzeitig zeigt dieses außergewöhnliche Werk aber in schmerzlicher Intensität auch die Zerbrechlichkeit von Freundschaft und Solidarität. Denn härter als die Arbeit ist es, sie zu verlieren.“

Lobende Erwähnung DOK.deutsch

BAD BOY KUMMER - Miklós Gimes
Schweiz/Deutschland 2010, 92 Min.

Ein Film, der die Jury auf eine Zerreißprobe gestellt hat. Der Blick hinter die Kulissen des Sensationsjournalismus benutzt eine moderne Filmsprache. Das hochaktuelle Thema Manipulation durch Medien und Manipulation der Medien polarisiert und unterhält gleichzeitig. Ein fröhlicher Film über einen Betrüger – und damit auch nicht ganz unproblematisch.“


FFF-Förderpreis 2011

Nominiert für den FFF-Förderpreis Dokumentarfilm des FilmFernsehFonds Bayern (5.000 EUR) waren Filme von RegisseurInnen, die in Bayern leben. Der Preis geht an

EL BULLI – COOKING IN PROGRESS - Gereon Wetzel
Deutschland 2010, 90 Min.

Jurybegründung:
Gereon Wetzel schaut dem Erfinder der Molekular- und Hexenmeister der Avantgarde-Küche, Ferran Adrià, eine Saison lang beim Hexen zu. Auch bei den missglückten Versuchen. Subtil verfolgt ein besessener Filmemacher die Arbeit eines Besessenen. Er beobachtet das Entstehen eines kulinarischen Gesamtkunstwerks kühl und distanziert, kommt seinen Protagonisten aber gleichzeitig sehr nahe. Dabei hat Gereon Wetzel selbst ein Kunstwerk geschaffen.
EL BULLI zelebriert die hohe Kunst des Kochens. Ein wunderbarer filmischer Leckerbissen.“

Jury DOK.deutsch und FFF-Förderpreis:
Jutta Höcht-Stöhr Evangelische Akademie, München
Margret Köhler Journalistin, München
Fidelis Mager Producer/Geschäftsführer Megaherz, München

Lukas Schmidt Redakteur ZDF, Mainz

Speed Pitch Award 2011

Erstmalig richtet das DOK.fest 2011 das speedpitch.forum aus und vergibt einen Stoffentwicklungs-Preis in Höhe von 3.000 Euro für das beste Nachwuchs-Projekt. Das Preisgeld wird vom Bayerischen Rundfunk und der TELEPOOL GmbH gestiftet. Der Award geht an
Matru Sapna – Träume einer Mutter
Valerie Gudenus - Züricher Hochschule der Künste

Jurybegründung:
Die Thematik der Leihmutterschaft wird hier aus einem besonderen Blickwinkel geschildert: aus dem der betroffenen Frauen und der Vermittlerin. Wenn man sich mit dem Thema näher beschäftigt, kommen insbesondere folgende Fragen auf:
Was bewegt die Frauen zu einer Leihmutterschaft – und das oft nicht nur einmal, sondern ein zweites – oder sogar drittes Mal? Wie gehen sie emotional mit dieser besonderen Situation um? Die Geschichte, die uns die Regisseurin Valerie Gudenus erzählt, gibt uns bewegende Antworten auf diese Fragen.
Wir glauben, dass in dem Projekt großes Potenzial steckt und der Recherchepreis in diesem frühen Stadium der Entwicklung der Gewinnerin helfen soll, es weiter voranzutreiben und noch weitergehende Aspekte, in das Projekt miteinzubeziehen.“
JURY: Jury-Präsident Dr. Thomas Weymar – Telepool, Julia Rappold – FFF, Udo Bremer – 3sat, Jutta Krug – WDR, Christian Cools – arte, Sonja Scheider – BR, Dagmar Biller – Tangram Film


mimikri media Förderpreis 2011

vergeben von der Firma mimikri media: die beste deutsche Nachwuchsproduktion erhält einen Sachpreis für die Untertitelung des nächsten Films, um dessen Teilnahme an internationalen Festivals zu unterstützen. Der Förderpreis geht an
TIGERNASE – Lobsang Tashi Sotrug
Schweiz 2010, 52 Min.

Jurybegründung:
Tigernase ist die Geschichte einer besonderen Freundschaft zwischen dem achtzigjährigen Exiltibeter Tigernase und dem jungen Schweizer Filmemacher Lobsang Tashi Sotrug, die sich gemeinsam auf die Suche nach Erinnerung und Identität begeben.
Mit beeindruckender Authentizität und Ehrlichkeit wird der Zuschauer behutsam an die Innen- und Außenwelt der zwei Protagonisten in Gegenwart und Vergangenheit herangeführt.
Während die Grenzen zwischen Realität, Film und Spiel vor und mit der Kamera verschwinden, entstehen intime Momentaufnahmen, die sich zu einem kunstvollen, persönlichen und politischen Mosaik zusammensetzen.“

JURY: Birgit Leib, Sarah Sanktjohanser, Sabine Meister, Karolina Piotrowski, Daniel Sponsel