KIX gewinnt DOK.edit Award – presented by Adobe 2024

© DOK.fest München

Yaël Bitton und Károly Szalai erhalten für ihre Arbeit als Editor*innen für den Film KIX (Frankreich/Kroatien/Ungarn 2024, Regie: Bálint Révész und Dávid Mikulán) den DOK.edit Award – presented by Adobe 2024. Herzlichen Glückwünsch! 


Zum Film: 
In den von Beton und Graffiti überzogenen Straßen von Budapest streift Sanyi tagein tagaus mit seinen Freunden herum. Er meidet die Enge der viel zu kleinen Wohnung, in der die Familie am Existenzminimum lebt: Die drei Kinder teilen sich ein Schlafzimmer mit ihren Eltern und der Großmutter, über allem hängt schwer der Zigarettenrauch. Verwahrloste Orte üben eine seltsame Anziehungskraft auf Sanyi und seine Freunde aus. Dort hängen sie ab, taggen oder zünden Mülleimer an. Regisseur Dávid Mikulán begleitet Sanyi zehn Jahre lang und es entsteht ein sehr persönliches Verhältnis zwischen den beiden. KIX zeichnet ein seltenes Porträt der verarmten Arbeiterklasse, gefangen zwischen persönlichen Tragödien und politischen Missständen in den maroden Straßen an den Rändern von Budapest. Katharina Dolles

Credits:
Autor*in: Dávid Mikulán, Károly Szalay. Kamera: Dávid Mikulán. Ton: Ivan Zelić. Schnitt: Yaël Bitton, Károly Szalai. Produktion: ELF Pictures. Produzent*in: Viki Réka Kiss. Länge: 90 Min. Vertrieb: Institute of Documentary Film

Aus der Jurybegründung

Farbkreidestriche auf grauem Asphalt flitzen durchs Bild. Ein Skateboard rattert. Dazwischen Gesichter von Obdachlosen. „Was ist stärker: Schicksal oder Wille?“ wird einer gefragt – „Schicksal“ ist die Antwort. Die Kamera folgt den Kreidestrichen weiter und findet deren Urheber: Sanyi, ein zierlicher 8-jähriger Junge, für den die Straßen von Budapest noch ein großer Abenteuer-Spielplatz sind. Zehn Jahre lang werden die beiden Filmemacher Bálint Révész und Dávid Mikulán Sanyi und seine Familie begleiten, sie sind ganz nah dran und werden schließlich zum Teil von Sanyis Jugend, die von Armut und Gewalt geprägt ist. Am Ende bleibt offen, wer nun stärker war: Schicksal oder Wille?

KIX folgt in seiner expressiven Montage mit großer Empathie und hoher Geschwindigkeit der überbordenden Energie seines jugendlichen Protagonisten und schafft es gleichzeitig, ohne Elends-Voyeurismus und dafür mit engagiertem Sensorium zu erzählen, was coming-of-age im Schatten von Victor Orbáns autoritärem Ungarn bedeutet. Die Montage des Films orchestriert nicht nur die existentiellen Kicks im Sturm und Drang des Protagonisten, sondern auch seine verletzlichen Seiten. Die desolate Lebenswelt von Sanyi und seiner Familie spiegelt sich im Schnitt direkt wider, wodurch die unterschiedlichen Aggregatszustände von Sanyis Leben physisch erfahrbar werden: mal atemlos, chaotisch, wild, dann langsam, verloren und depressiv. In ruhigen Momenten der Melancholie und Einsamkeit blitzt zwischen den Bildern eine Utopie auf: Sanyis Schicksal hätte auch anders verlaufen können.

Den beiden Editor*innen gelingt es mit ihrer radikal elliptischen Erzählweise kunstvoll, die Zuschauer*innen gleichsam in das Leben von Sanyi und seiner Familie hinein zu befördern. Dass wir die zwingende Deutlichkeit des Wirklichen und die befreiende Unbestimmtheit des Möglichen in diesem Film gleichzeitig erleben konnten – dazu möchten wir Yaël Bitton und Károly Szalai herzlich gratulieren.

Der Film beim Festival

Der Preisträgerfilm KIX wird im Rahmen des 39. DOK.fest München im Mai 2024 präsentiert:

02. bis 12. Mai an den Münchner Spielorten
06. bis 20. Mai @home

Der DOK.edit Award – presented by Adobe wird bei einer feierlichen Preisverleihung mit Filmvorführung am Freitag, 03. Mai 2024 um 20.00 Uhr in der HFF München übergeben.

Ein Preis für herausragende Montageleistung

Lange Zeit galt: Der fertige Film entsteht am Schneidetisch. Auch wenn die Arbeitsprozesse mittlerweile digitalisiert sind, bleibt die Montage eine der zentralsten und kritischsten Phasen in der Entstehung jedes Dokumentarfilms. Um die Bedeutung der Montage im Dokumentarfilm hervorzuheben, wird mit dem DOK.edit Award – presented by Adobe 2024 zum vierten Mal ein Schnittpreis beim DOK.fest München verliehen.

Der Preis wurde in Kooperation mit Adobe entwickelt, die auch Preisstifter der mit 5.000 Euro dotierten Auszeichnung sind. Mit dem Preis soll die Postproduktion von Dokumentarfilmen beleuchtet und die Arbeit der Editor*innen gewürdigt werden. Nominiert sind Filme mit herausragender Montageleistung; der Preis wird reihenübergreifend verliehen.

Die nominierten Filme werden beim Festival mit extended Q&As mit der Jury und den jeweiligen Editor*innen präsentiert.

Wir bedanken uns herzlich bei unserem Preisstifter und Partner:

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