Die Preisträger.innen des Dokumentarfilmpreises für junge Menschen 2018

Zum vierten Mal wurden im Rahmen des Internationalen DOK.fest München 2018 der Dokumentafilmpreis für junge Menschen verliehen. Prämiert wurden Filme von Filmemacher.innen zwischen 12 und 24 Jahren, die offen sind für das, was anders ist als das eigene: Menschen, Erlebnisse, Beobachtungen, Traditionen, Routinen.

Die vier besten Einreichungen wurden von der Jury gekürt und mit einem dotierten Preis bedacht (1. Preis 500 Euro, 2. Preis 300 Euro, 3. Preis 200 Euro, Sonderpreis des BLLV e.V. 300 Euro). Die diesjährige Jury bestand aus Christiane Pfau (Gründerin und Herausgeberin des Münchner Feuilletons sowie PR-Fachfrau), Amon Ritz (Filmemacher und Mitgebründer von zugdirekt), Christiane Winter (Co-Gründerin der Bildungsinitiative Digital2School, Medienberaterin, Kunstlehrerin), Martin Noweck (Kameramann und Bildgestalter) und Maya Reichert (Filmemacherin, Dozentin, Leiterin DOK.education).

Der Wettbewerb 2018 war ausgelobt von DOK.education, dem Kinder- und Jugendprogramm des Internationalen Dokumentarfilmfestivals München, und der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag. Er wurde unterstützt vom BLLV e.V., dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband. Kostenfreie Workshops für angehende Filmemacher.innen finden jedes Jahr im Vorfeld zum Wettbewerb in Kooperation mit der Hochschule für Fernsehen und Film München und verschiedenen Medienzentren bayerischer Städte statt.

 

Die Preisträger und die Jurybegründungen im Einzelnen:


Erster Preis
VIELLEICHT
von Filmgruppe algo, staatl. BSZ Alfons Goppel Schweinfurt

Inhalt:
Drei Asylbewerber versuchen zu zeigen, wie es sich anfühlt, wenn man versucht in Deutschland eine Heimat zu finden. Wenn man Heimatweh hat - die Sehnsucht eine Heimat zu finden.

Begründung der Jury:
Weder kitschig, noch manipulativ, noch mit erhobenem Zeigefinger zeigt dieser ruhige Film den unerträglichen Wartezustand, in dem Asylbewerber hier in Deutschland oftmals leben. Einige der Filmemacher sind zugleich auch die Protagonisten. Wahrscheinlich gelingt es ihnen daher so gut, die Zuschauer unaufdringlich in ihren Alltag mitzunehmen. Und sie dort nahbar erleben zu lassen, dass Flucht ein Zurücklassen der bisherigen Identität und zugleich auch Neustart in ein Leben in völliger Ungewissheit bedeutet. Der Titel bringt dieses Schicksal klar auf den Punkt: Vielleicht… Tiefgängig, feinfühlig und sympathisch. Ein authentischer Film, der in Erinnerung bleibt.

 

Zweiter Preis
BILLY ZIEHT UM
von Daniel Aberl

Inhalt:
Dieser Film entstand, angetrieben von der Diskussion um das neue Bundesteilhabegesetz Ende 2016. Er behandelte Billys langen Kampf um das Recht auf einen eigene Wohnung, die ein selbstständiges Leben für ihn bedeuten würde. Seine Geschichte steht für: Selbstständigkeit, Willen, Träume und Freiheit.

Begründung der Jury:
Das einfühlsame Porträt entführt die Zuschauer in die entschleunigte und bislang recht fremdbestimmte Welt seines Protagonisten. Elegant und klug erzählt der Filmemacher weder manipulativ, noch Mitleid erheischend die Geschichte von Billy, der im Rollstuhl sitzt und für seine Selbstbestimmung kämpft. Mit subtiler Kameraführung und fast unsichtbar begleitet er Billy auf Augenhöhe während der Zeit dessen Umzugs in eine eigene Wohnung, die den Wunsch nach Eigenständigkeit endlich Realität werden lässt. Der Film besticht durch seinen klaren und aufmerksamen Blick auf einen Kämpfer, der durch seinen starken Willen und sein Durchhaltevermögen zu einem Vorbild für uns alle wird.

 

Dritter Preis
ANDERS SEHEN
von Filmgruppe des Goethe Gymnasiums Regensburg

Inhalt:
Drei Protagonisten und ein Hund. Welchen Blick wirft ein jeder von ihnen wohl auf die selben Dinge in derselben Straße in Regensburg. Was zieht ihre Aufmerksamkeit auf sich und warum sind ihre Blickwinkel so anders? Der Film zeigt, was den Blick auf die Welt so anders machen kann.

Begründung der Jury:
Dass die Welt nicht immer so ist, wie sie uns ganz persönlich erscheint, zeigt dieser Film anhand der Sichtweisen von vier verschiedenen Protagonisten auf das Geschehen in ein und derselben Straße. Ein spannendes Konzept, das den Zuschauer die Perspektiven dank subjektiver Kamera nachvollziehen und damit ganz neue Einsichten gewinnen lässt. Der Film lehrt auf unprätentiöse und authentische Weise ein flexibles und achtsames Wahrnehmen der Umwelt. Ein gelungenes Experiment, das durch die gezielte Auswahl der Protagonisten, die abwechslungsreiche Kameraführung und schöne Montage unterhält und gleichzeitig bereichert.

 

Lobende Erwähnung
DEM GEWISSEN FOLGEN
von Amelie und Moritz Geiger

Inhalt:
Amelie und Moritz befragen in Malta die Helfer auf Flüchtlingsbooten und versuchen anhand des Films die Zustände vor Ort begreifbar zu machen.

Begründung der Jury:
Der Film widmet sich leidenschaftlich einem Thema, das nach wie vor aktuell und schmerzhaft ist: die gefahrenreiche Flucht übers Mittelmeer. Eindeutig und mit Nachdruck fangen die junge Filmemacherin und der junge Filmemacher die sich in Malta zeigende Dramatik in Bildern ein, denen sich die ZuschauerInnen kaum entziehen können. Die Motivation und Geschichten der Flüchtlingshelfer vor Ort berühren ebenso, wie das außergewöhnliche Engagement des Geschwisterpaares, das sich extra auf die Insel begeben hat, um der schwierigen Situation vor Ort durch diesen Film Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ein authentischer, ergreifender Film mit einer klaren Aufforderung und viel persönlichem Herzblut. Und verdient daher eine lobende Erwähnung unserer Jury.

 

Sonderpreis des BLLV
DIE SIEMENSWERKAAA

Marvin Nenning, Rabea Babic, Hussein Al Hashimi, Selin Ibishi, Derman Eker, Vasilia Fotoglidis, Dennis Risling, Fehad Alatar, Serkan Yarar, Soheb Fazelyar, Leopold Schumann, Arlinda Ahmeti, Alexa Akopova

Unter der Leitung von: Janne Drücker und Katharina Winter vom Feierwerk Trafixx

Inhalt:
Vier Jugendliche filmen die wichtigsten Orte ihres Viertels und entdecken dabei für sich viel neues, schönes und wissenswertes. Ihre Gegend ist als asozial verschrien. Sie sehen in ihr aber eben das, was andere nicht sehen. Ihr zu Hause.

Begründung der Jury:
Unbeschwert und frei von filmischen Regeln eröffnet dieser Film ganz neue Perspektiven auf das Viertel der Münchner Siemenswerke. Mithilfe ihrer Kamera holen uns die FilmemacherInnen in ihre Welt und machen uns den Zauber und die Poesie, die sie in ihrem Viertel sehen zugänglich. Erfrischend unkonventionell und spielerisch dokumentiert der Film wie zufällig auch einen Lebensabschnitt ohne großen Plan aber mit viel Neugierde. Glaubwürdig, frech und charmant. Ein Film voller Leben - zwischen Parkhäusern, Mülltrennung und der Bedeutung von Freundschaften.

 

Weitere Informationen zum Wettbewerb

Zu den Preisträger.innen des Dokumentarfilmwettbewerbs für junge Menschen 2017

Zu den Preisträger.innen des Dokumentarfilmwettbewerbs für junge Menschen 2016

Zu den Preisträger.innen des Dokumentarfilmwettbewerbs für junge Menschen 2015

 

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