Persönlichkeitsentwicklung, Kunst und Medienkompetenz mit Dokumentarfilm


Als emotionales Erlebnis ist die dokumentarische Filmerzählung für Jugend­­liche in der Regel leicht zugänglich. Doch die filmsprachlichen Mittel sind vielschichtig und ihre oftmals komplexe Wirkungsweise erschließt sich nicht von selbst. Erst ein tieferes Verständnis von unsichtbarem Schnitt, bewusst gesetzter Musik, Farb­gestaltung, Dramaturgie in der Montage usw. macht das filmische Gesamtkunst­werk erfahrbar. Dabei birgt gerade der Dokumentarfilm, der in der Realität vorgefun­dene Ereignisse künstlerisch erzählt, ein großes Potential für den Erwerb von Medienkompetenz.

Als praktische Erfahrung erleben sich Jugendliche in der Filmproduktion in einem ganz neuen Kontext, sobald sie sich in dokumentarischer Absicht mit ihrer Umwelt auseinandersetzen:

 

  • Sie sind als Subjekt mit ihren Interessen und Fragen präsent, müssen sich schon vorab in der Vorbereitung der Auseinandersetzung zu ihren Protagonist*innen positionieren.

  • Sie werden von ihren Protagonist*innen als tatsächliche Gesprächspartner*innen angesehen und verlieren das potentielle Gefühl jugendlicher Bedeutungslosigkeit. Ihr Selbstwertgefühl entwickelt sich und ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt in dem Maß, wie sie sich wahrgenommen fühlen.

  • Ihr Blick auf die Menschen, mit denen sie sich intensiv beschäftigen, wird differenzierter, schnelle emotionale Bewertung und Beurteilung verschwinden.

  • Sie sind gezwungen, in der Gestaltung des Films einen Fokus zu finden, eine für sie wichtige Idee, die den Protagonist*innen – ihrer Meinung nach – am ehesten gerecht wird.

  • Sie beginnen selbst Geschichten über Menschen zu erzählen, indem sie diese zum Reden animieren.

  • Im Schnitt müssen sie laufend Auswahlentscheidungen treffen, um die Komprimierung des Stoffs im Rahmen der Filmzeit zu bewerkstelligen.

  • Sie erleben sich als kreativ Schaffende, erfahren die Freude, eine neue künstlerische Wirklichkeit zu gestalten.

  • Sie stellen sich der qualifizierten Kritik ihrer Protagonist*innen, ihrer engeren und weiteren Öffentlichkeit.

  • Sie lernen, über Film zu sprechen.

  • Sie lernen, die „neuen Medien“ aktiv zu nutzen, statt von ihnen benutzt zu werden.

  • Sie erfahren sich selbst in der Kontinuität ihrer Zeit, im Zusammenhang mit ihrer Herkunft, ihrer Familie. Sie gelangen – im Ansatz – zu einer Perspektive auf ihr Leben.

 

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