Die Preisträger*innen des 39. DOK.fest München

 

Wir freuen uns, Ihnen peu à peu die Preisträgerfilme des DOK.fest München 2024 vorzustellen und gratulieren allen Gewinner*innen!

In den drei Wettbewerbsreihen DOK.international Main Competition, DOK.deutsch Wettbewerb und DOK.horizonte Competition – Cinema of Urgency konkurrieren die Filme beim 39. Internationalen Dokumentarfilmfestival München um den VIKTOR  die vom Trägerverein des DOK.fest München gestiftete Preisstatue. Darüber hinaus werden 13 weitere hochkarätige Preise verliehen. Insgesamt werden Preisgelder in Höhe von 65.100 Euro vergeben.

Deutscher Dokumentarfilm-Musikpreis

MY STOLEN PLANET
Komposition: Atena Eshtiaghi
Regie und Autor: Farahnaz Sharifi

Bereits am 08. März 1979, kurz nach der Islamischen Revolution, protestierten iranische Frauen gegen den Kopftuchzwang. MY STOLEN PLANET erinnert an den seither andauernden Freiheitskampf und die Diskrepanz zwischen privatem und öffentlichem Leben. Archivbilder, Super-8-, VHS- und Handyvideos dokumentieren persönliche Akte des Widerstands und der Lebensfreude, die im Ruf nach „Frau! Leben! Freiheit!“ münden. Silvia Bauer

Aus der Jurybegründung: „Die Filmmusik von Atena Eshtiaghi (*1989 in Iran) wirkt vor allem durch das, was sie nicht macht. Sie vermeidet Konventionen illustrativer Filmmusik und nutzt vielmehr Stille als Stilmittel für diesen gleichermaßen radikalen wie persönlichen Film von Farahnaz Sharif. Das private Videoarchiv der Regisseurin aus alten Super-8-Aufnahmen, montiert mit Bildmaterial aktueller Demonstrationen, gewinnt vor dem Hintergrund des umfassenden Bildverbots in Iran hohe politische Brisanz. Atena Eshtiaghi gibt diesen Botschaften unzensierten Lebens starken Ausdruck, indem sie die Bilder nicht pathetisch überhöht, sondern mit minimalistischen Patterns begleitet. Das schafft Distanzierung und zugleich entstehen Zeiträume, in die sich eine große Trauer einschreibt. Eshtiaghis Musik kleidet den Film nicht in einen gefälligen Rhythmus, vielmehr betont sie die Heterogenität und schafft durch ihre präzise Faktur einen Resonanzraum für das, wovon der Film erzählt: Isolation, Widerstand, Hoffnung.“ 

Jury: Nina Goslar (Filmredaktion bei ZDF/ARTE), David Langhard (Musiker, Komponist und Produzent; Preisträger 2023), Grete Liffers (Produzentin, Autorin und Regisseurin), Thomas Meinecke (Schriftsteller, Musiker und DJ) und Armando Merino (Dirigent)

Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet wird der*die Komponist*in. Der Deutsche Dokumentarfilm-Musikpreis wird von der Versicherungskammer Kulturstiftung gestiftet.

DOK.edit Award presented by Adobe

KIX
Editing: Yaël Bitton und Károly Szalai
Regie: Bálint Révész und Dávid Mikulán

„It might look like we’re just playing. But this is no game, it is dead serious.“ Wie viel Wahrheit in dieser Aussage von Sanyi steckt ahnt niemand, als Dávid Mikulán beginnt, den Jungen für die nächsten 10 Jahre zu begleiten. Mit seinen Freunden entflieht er in den Straßen Budapests der engen Wohnung, in der sich die ganze Familie ein Schlafzimmer teilt und die kaum Platz zum Atmen lässt. Katharina Dolles

Aus der Jurybegründung: „KIX folgt in seiner expressiven Montage mit großer Empathie und hoher Geschwindigkeit der überbordenden Energie seines jugendlichen Protagonisten und schafft es gleichzeitig, ohne Elends-Voyeurismus und dafür mit engagiertem Sensorium zu erzählen, was coming-of-age im Schatten von Victor Orbáns autoritärem Ungarn bedeutet. Die desolate Lebenswelt von Sanyi und seiner Familie spiegelt sich im Schnitt direkt wider, wodurch die unterschiedlichen Aggregatszustände von Sanyis Leben physisch erfahrbar werden: mal atemlos, chaotisch, wild, dann langsam, verloren und depressiv. In ruhigen Momenten der Melancholie und Einsamkeit blitzt zwischen den Bildern eine Utopie auf: Sanyis Schicksal hätte auch anders verlaufen können. Den beiden Editor*innen gelingt es mit ihrer radikal elliptischen Erzählweise kunstvoll, die Zuschauer*innen gleichsam in das Leben von Sanyi und seiner Familie hinein zu befördern.“

Jury: Anja Pohl (Filmeditorin), Michael Palm (Editor, Filmemacher und Sound Designer) und Marc Haenecke (Editor, Drehbuchautor und Regisseur)

Der Preis wurde in Kooperation mit Adobe entwickelt, die auch Preisstifter der mit 5.000 Euro dotierten Auszeichnung sind. Mit dem Preis soll die Postproduktion von Dokumentarfilmen beleuchtet und die Arbeit der Editor*innen gewürdigt werden. Nominiert sind Filme mit herausragender Montageleistung. Der Preis wird reihenübergreifend verliehen.

VFF Dokumentarfilm-Produktionspreis

LAND DER VERLORENEN KINDER
Produzent: Oliver Stoltz

Regie: Juan Camilo Cruz und Marc Wiese

Misswirtschaft und Korruption lassen Venezuela im Chaos versinken. Besonders Kinder leiden unter der Not. Der Film zeigt ihre harte Realität: Gewalt, Drogen, Mord und Hunger. In Maracaibo kämpfen zwei Frauen gegen das Elend. Carolinas Kinderheim ist eine Oase inmitten von Gewalt. Kiara ergreift mit ihren Kindern die Flucht Richtung Kolumbien. Ein Film über ein Land, das eine ganze Generation zu verlieren droht. Pablo Bücheler

Aus der Jurybegründung: „Es ist beeindruckend, unter welch widrigen Bedingungen Oliver Stoltz und sein Team diesen Film realisiert haben: Ohne den Schutz einer Jugend-Gang wären die Dreharbeiten vor Ort zu gefährlich gewesen, professionelles Kamera-Equipment musste über die Grenze eingeschmuggelt werden. In einem Land, in dem ausländische Kamerateams auf Schritt und Tritt überwacht werden, kann so ein Projekt nur unter Wahrung höchster Konspiration gelingen. Zu diesem Zweck setzte der Produzent eine lokale Crew ein. Oliver Stoltz hat bewiesen, Nerven wie Drahtseile zu haben, und verdient für den erfolgreichen Abschluss dieses Films öffentliche Anerkennung: in diesem Fall den VFF Dokumentarfilm-Produktionspreis 2024.“

Jury: Judith Erber (Leiterin der Förderabteilung und Referentin beim FFF Bayern), Thomas Frickel (Autor, Regisseur und Produzent) und Vorjahresgewinner Hauke Wendler (Autor, Regisseur und Produzent)

Gestiftet wird der Preis von der VFF Verwertungsgesellschaft der Film und Fernsehproduzenten mbH, er ist mit 7.500 Euro dotiert und einmalig in Deutschland. 2024 wird der Preis beim DOK.fest München zum siebten Mal verliehen.

DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit

A NEW KIND OF WILDERNESS
Regisseurin: Silje Evensmo Jacobsen

Die norwegische Fotografin Maria Gros Vatne und ihr Mann Nik beschließen, mit ihren vier Kindern ein Leben in Naturverbundenheit zu führen. Die Familie will frei und unabhängig sein, lebt selbstversorgend, die Kinder werden zu Hause unterrichtet. Der Idylle wird jedoch ein jähes Ende gesetzt: Nach dem tragischen Tod von Maria muss die Familie ihren Lebenstraum neu denken und den Weg zurück in die moderne Gesellschaft finden. Barbara Off

Aus der Jurybegründung: „Mit einer hervorragenden Dramaturgie führt uns Silje Evensmo Jacobsen durch den Film. Ein Spiel aus Licht und Schatten und eine große filmische Ästhetik nehmen uns Zuschauer*innen mit auf dieses Abenteuer. So zeigt A NEW KIND OF WILDERNESS einen Lebensentwurf, der Fragen zu unser aller Umgang mit der Natur aufwirft und damit gesellschaftspolitische Fragen auf subtile Art und Weise stellt. Wie leben wir auf dieser Welt, was machen wir mit unserer Natur und wie lernen unsere Kinder einen Bezug zur Umwelt und Natur kennen? Auf berührende Weise, die uns Zuschauer*innen tief in die Geschichte eintauchen lässt, ruft Silje Evensmo Jacobsen tiefe Emotionen wach und ruft zum Nachdenken über unseren Planeten auf.“

Jury: Prof. Michaela Braun (Mitglied des Fördervereins der SOS-Kinderdörfer weltweit), Dr. Ulrich Brochhagen (Geschäftsführer ARD-Koordination Dokumentation), Prof. Nadia Kailouli (Journalistin und Professorin für Fernsehjournalismus), Christine Kehrer (Leiterin TV/Video SOS-Kinderdörfer weltweit), Michaela May (Schauspielerin), Prof. Dr. jur. Heribert Prantl (Journalist, Publizist, Buchautor und politischer Kommentator für Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen) und Heike Schnaar (ZDF)

Der DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit wird gestiftet von B.O.A Videofilmkunst und ist mit 3.000 Euro dotiert. Er würdigt reihenübergreifend Filme, die in besonderer Weise die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen sichtbar und erfahrbar machen. Der Preis wird beim DOK.fest München 2024 zum elften Mal verliehen.

Wir bedanken uns bei unseren Preisstiftern, Partnern und Förderern:

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