Preisträger 2013


DOK.international
Zehn Filme konkurrieren im klassischen Wettbewerb für international renommierte Produktionen, die weltweit für Aufsehen sorgen. Die Filme in dieser Reihe sind nominiert für den VIKTOR DOK.international 2013, gestiftet von SKY (dotiert mit 10.000 EUR). Die Wettbewerbsreihe DOK.international 2013 wurde kuratiert von Dunja Bialas.

Der VIKTOR DOK.international 2013 geht an:

SUR LE RIVAGE DU MONDE – Sylvain L'Espérance
Standing on the Edge of the World
Kanada 2012, 105 Min.
In Bamako in Mali gibt es ein leer stehendes Haus, das „Ghetto“. Hier sammeln sich Migranten aus Schwarzafrika, die in ihrem vergeblichen Versuch, nach Europa zu gelangen, halb Afrika durchquerten. Ein Porträt ihrer Hoffnungen, Träume und Ängste.
Europapremiere auf dem DOK.fest

Jurybegründung:
Ein kraftvoller Film über eines der wichtigsten Probleme unserer Zeit: Illegale Einwanderung. Nach endlosen, gefährlichen Reisen sitzen vier afrikanische Immigranten in Bamako fest. Sie leben gemeinsam in einem leer stehenden Haus. Ihre Hoffnungen und Träume halten sie am Leben, in
dem sie ihre schmerzvollen Erfahrungen in Theaterstücken verarbeiten. Das Theater verleiht ihnen eine politische Stimme und erhält ihren Lebensmut. Dem Filmemacher ist es gelungen, eine sehr respektvolle, intime und aufrichtige Beziehung zu seinen Protagonisten aufzubauen. Durch die eindrucksvolle Kameraarbeit, das feine Gespür für den Rhythmus, und ein großes Talent Interviews zu führen, bringt der Regisseur einfühlsam die Würde eines jeden seiner Protagonisten zum Vorschein.

zudem Special Mention der Jury:
UN ÉTÉ AVEC ANTON – Jasna Krajinovic
Summer with Anton
Belgien 2012, 60 Min
Statt bei den Pfadfindern verbringt Anton wie die Mehrheit der russischen Kinder seine Ferien in einem militärischen Trainingscamp. Mit Propaganda und Drill wird er für den Kampf gegen die Tschetschenen geprägt. Ein zärtliches Porträt, das nahegeht.
Deutschlandpremiere auf dem DOK.fest

Jurybegründung:
Das intime Portrait eines russischen Jungen der zum Soldaten geformt wird. Zutiefst berührt folgen wir dem heranwachsenden Anton in seine Welt zwischen dem Leben bei seiner geliebten Großmutter und dem harten Drill im Sommerlager des Militärs. Dieser Film zeigt das besondere Talent der Regisseurin, welches durch die Kinematographie und den Schnitt besonders zum Vorschein kommt.

--------------------------------------------------

DOK.horizonte
Der Wettbewerb für Filme aus oder über Länder im Umbruch, die unter schwierigen politischen oder finanziellen Bedingungen entstanden sind und sich für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit oder nachhaltige Entwicklung engagieren. Diese zehn Filme sind nominiert für den VIKTOR
DOK.horizonte 2013, gestiftet von ARTE (dotiert mit 3.000 EUR).
Die Wettbewerbsreihe DOK.horizonte 2013 wurde kuratiert von Ulla Wessler.

Der VIKTOR DOK.horizonte 2013 geht an:

A WORLD NOT OURS – Mahdi Fleifel
Alam Laysa Lana
Großbritannien, Libanon, Vereinigte Arabische Emirate 2012, 93 Min
"Süßer Frühling” – der Name verspricht Hoffnung. Doch das Leben im palästinensischen Flüchtlingscamp Ain el-Helweh ist längst von Resignation beherrscht. Die Geschichte einer Versteinerung, an deren Ende nicht einmal die Flucht als Ausweg steht.
Friedensfilmpreis der Berlinale 2013

Jurybegründung:
Wie begegnet man einem Ort, der eigentlich ein Zuhause sein sollte, wenn man ihn vor vielen Jahren hinter sich lassen musste? Insbesondere, wenn es ein palästinensisches Flüchtlingslager im Libanon ist. Wohin geht man in einer Welt, in die man nicht gehört? Die Spuren vergangener Tage verschmelzen mit den Schritten im Leben von heute, und die historische Bandbreite der Geschichte eröffnet sich in der Lebensgeschichte des Besuchers. In einer ganz eigenen Sprache und mit großer Besonnenheit sowie Humor und Mitgefühl führt uns der Regisseur durch diese Welt und dabei gelingt es ihm, eine neue Perspektive auf den Konflikt des Mittleren Ostens zu eröffnen.

zudem Special Mention der Jury:
CHAR... THE NO-MAN'S ISLAND – Sourav Sarangi
...Moddhikhane Char
Indien, Italien, Frankreich, Dänemark, Norwegen, Japan 2012, 97 Min
Char ist eine Insel an der Grenze von Indien und Bangladesch. Alles hier scheint abhängig von Ganga, dem Fluss, der sie umgibt. Rubel lebt auf indischer Seite mit seiner Familie. Er ist 14 und Hauptverdiener. Der Junge schmuggelt Reis über die Grenze, die einzige Konstante in seinem Leben.

Jurybegründung:
Gestrandet auf einem kleinen Stückchen Land, an der Grenze zwischen Indien und Bangladesch, versuchen ein paar Siedler durch das Schmuggeln von Reis, Medizin und Vieh zu überleben. Als eine gewaltige Flut ihr Dorf weg spült, überrollt das Elend die Einwohner. Geisterhafte Figuren, oft
von Infrarot-Kameras gefilmt, huschen über die Leinwand und vermitteln eine schaurige Stimmung. Die Jury hat sich entschieden diesen herausragenden Film lobend zu erwähnen, da es ihm mit radikalen und teilweise verwirrenden Entscheidungen in der Gestaltung hervorragend gelingt, die Atmosphäre dieses sich fortwährend wandelnden Ortes zu vermitteln.

JURY DOK.international & DOK.horizonte >>

------------------------------------------------

DOK.deutsch
Zehn Filme, die sich thematisch und geographisch vorwiegend mit dem deutschsprachigen Raum auseinandersetzen, laufen im Wettbewerb DOK.deutsch. Sie sind nominiert für den VIKTOR DOK.deutsch 2013, gestiftet vom Bayerischen Rundfunk (dotiert mit 5.000 EUR). Die Wettbewerbsreihe DOK.deutsch 2013 wurde kuratiert von Daniel Sponsel.

Der VIKTOR DOK.deutsch 2013 geht an:

DER IMKER – Mano Khalil
Irbo, Schweiz 2013, 107 Min
Gefoltert und verfolgt flieht der kurdische Imker Ibrahim in die Schweiz. In den Mühlen der Bürokratie angekommen, sind Versöhnlichkeit, Geduld und die liebevolle Pflege der Bienen sein Weg, der Zerstörung seines Lebensglücks zu begegnen. Herzerwärmend!
"Prix de Soleure" Solothurn
Deutschlandpremiere auf dem DOK.fest

Jurybegründung:
Ibrahim ist ein wirklicher Kinoheld. Mit stoischer Beharrlichkeit und hinreißender Freundlichkeit führt der kurdische Emigrant seinen Kampf um ein würdevolles Leben. Aus politischen Gründen wurde er gezwungen, weit weg von seinen Wurzeln, seiner Kultur und mit großen existenziellen Verlusten ein neues Leben zu beginnen - der Stoff für eine überwältigende filmische Erzählung. Der Regisseur Mano Khalil hat die richtige Form, die richtigen Bilder und den richtigen Protagonisten gefunden, für dessen Tragödie es vielleicht einen Ausweg gibt. Denn Ibrahim ist Imker - auf seiner Flucht durch die türkischen Berge wurde das eine hilfreiche Tarnung. Nachdem er in die Schweiz auswandern musste, wird er dort zu Hilfsarbeiten verpflichtet. Nun gilt es zu beweisen, dass er pensionsberechtigt ist. Der geopolitische Zufall, dass Ibrahim in der Schweiz lebt, ist für die filmische Form ein Glücksfall. Ein optimales Land für topografische Spiegelungen mit der Türkei und die Verbindung der extremsten kulturellen Widersprüche. Der Regisseur Mano Khalil verliert niemals die hohe emotionale Kompetenz seines Helden aus den Augen. Im
Gegenteil: Sie wird zum zentralen Motiv eines höchst humanitären und humanistischen Dokumentarfilms, in dem wir nebenbei erfahren, dass Bienen nicht nur Honig, sondern auch Inspiration spenden können.


zudem Special Mention der Jury:

ALLEINE TANZEN – Biene Pilavci
Deutschland 2012, 98 Min
Im Alter von zwölf Jahren entschied sich die deutschtürkische Filmemacherin Biene in ein Kinderheim zu gehen – und die extreme Gewalt in ihrem Elternhaus hinter sich zu lassen. Die anstehende Hochzeit der Schwester ist der Anlass, ihre Familie mit der Vergangenheit zu konfrontieren.
achtung berlin 2013: new berlin film award „Bester Dokumentarfilm“

Jurybegründung:
Bei auffallend vielen Dokumentarfilmen, die sich mit der eigenen Geschichte, Herkunft oder Befindlichkeit der Filmemacher befassen, sticht dieser radikale und unbedingte Versuch, der kompletten Dysfunktion einer türkischen Einwanderfamilie in Deutschland filmisch auf den Grund zu gehen, heraus. Denn der Film macht frappierend deutlich: Für Biene Pilavci gab es sowohl in der Form als auch inhaltlich keine Alternative. Die Kamera ist nicht nur ihr Arbeitsgerät, sie ist ihr engster Verbündeter und steht ihr bei, läuft weiter, wenn es für alle Beteiligten besonders weh tut. Das war schon so, bevor sie mit zwölf dieser Familie entfloh, wie das erstaunliche und klug eingesetzte Archivmaterial beweist.

--------------------------------------------

FFF-Förderpreis Dokumentarfilm
Vom FilmFernsehFonds Bayern gestifteter Förderpreis (dotiert mit 5.000 EUR) für Bayerische Nachwuchsregisseure. Dieses Jahr sind nominiert: Gereon Wetzel für CASAS PARA TODOS, Jonas Gernstl für GUERILLA KÖCHE, Franziska von Malsen für VATER VATER KIND (HAPPY SERIOUS SAD), Andy Wolff für seinen Film DER KAPITÄN UND SEIN PIRAT, Wolfram Huke für LOVE ALIEN, Emanuel Rotstein für DER ELFTE TAG - DIE ÜBERLEBENDEN VON MÜNCHEN 1972, und Isabella Willinger für FORT VON ALLEN SONNEN!.

Der FFF-Förderpreis Dokumentarfilm 2013 geht an:
DER KAPITÄN UND SEIN PIRAT – Andy Wolff
The Captain and His Pirate
Deutschland, Belgien 2012, 76 Min
Vor der somalischen Küste kapern Piraten ein deutsches Frachtschiff. Der Anfang eines monatelangen Geiseldramas. Und der Anfang dieses Films – erzählt aus der Perspektive von Entführer und Geisel. Ein fesselndes und
sensibel erzähltes Psychodrama.
DOK Leipzig Preis der Jugendjury
DEFA Preis Filmfestival Max-Ophüls-Preis

Jurybegründung:
Der Kapitän hat alles verloren, weil er zum äußersten Mittel griff, um die zu retten, die sich dadurch verraten fühlten. Der Kapitän versteht die Welt nicht mehr. Deshalb ist der Balkon seines Zimmers in der Trauma-Klinik nun seine Brücke. Vier Monate wurde er auf dem Frachter „Hansa Stavanger“ gefangen gehalten. In einer einfachen, aber dramaturgisch optimal genutzten Parallelmontage wird die Beziehung des Kapitäns zu seinem somalischen Piraten erzählt - so spannend und so berührend, so provokativ und so verständlich, so außerordentlich und so zwingend zugleich. DER KAPITÄN UND SEIN PIRAT ist ein nahezu perfekter Dokumentarfilm, weil ihm die einzigen Elemente, die er für seine ungeheuerliche Erzählung braucht, zur Verfügung stehen und sein Regisseur Andy Wolff sie ebenso respektvoll wie klug einsetzt: die Protagonisten.

-----------------------------------------------


OmU-Preis der Untertitel-Werkstatt Münster 2013
Nominiert sind alle Filme aus der Reihe DOK.deutsch. Der Preis ist mit 2.500 EUR dotiert.

Der OmU-Preis der Untertitel-Werkstatt Münster 2013 geht an:
MEINE KEINE FAMILIE – Paul-Julien Robert
My Mother, My Fathers and Me
Österreich 2012, 93 Min
Ein junger Mann auf der beschwerlichen Suche nach seinem Vater. Als verlorenes Kind der Kommune um den Aktionskünstler Otto Mühl, gestaltet sich dies für den Sohn als Odyssee durch die Irrungen und Wirrungen der späten Siebziger und der absoluten Befreiung von der Idee der Kleinfamilie.
Deutschlandpremiere auf dem DOK.fest

Jurybegründung:
Paul hatte nie eine kleine Familie. Weil seine Mutter das in den siebziger Jahren für einen falschen Lebensentwurf hielt, zog sie in Otto Mühls berüchtigte Künstler-Kommune im Burgenland, wo Paul ohne klassische familiäre Bindung sozialisiert wurde. Zwanzig Jahre nach dem Ende eines
Experiments, das kulturelle Freiheit versprach und sozialen Totalitarismus praktizierte, begibt sich der Filmemacher inhaltlich schonungslos, aber formal mit Bedacht und großer filmischer Intelligenz, auf Konfrontationskurs mit seiner Vergangenheit – und damit auch mit seiner Mutter, der er Raum für Reflektion lässt. Die Mischung aus Begegnungen mit ehemaligen Bewohnern der Kommune – seien es andere Kinder, zu denen er noch eine starke Bindung hat, oder vermeintliche
Väter - mit erschreckend reichhaltig vorhandenem Archivmaterial (das zum Beweismaterial wird) ist dramaturgisch wie psychologisch auf dem Punkt. Paul-Julien Robert hat einen überzeugenden und reifen Dokumentarfilm geschaffen, weil er bei aller persönlichen Betroffenheit die künstlerische Contenance bewahrt.

JURY DOK.deutsch, FFF-Förderpreis Dokumentarfilm &
OmU-Preis der Untertitel-Werkstatt Münster 2013


---------------------------------------------------


Preise DOK.forum 2013, Branchen- und Nachwuchsplattform des DOK.fest


megaherz filmschool award
Dotiert mit 2.500 Euro, gestiftet von megaherz für den besten Studentenfilm

BE HARD OR GO UNDER - Jona HonerÜber das Festlegen von sozialen Strukturen im Klassenverband: Wer darf sich wo ansiedeln in den Hierarchien der Jugendlichen? Was ganz harmlos beginnt, mit einer distanzierten, versteckten Beobachtung von Jugendlichen in einer Klasse, steigert sich allmählich und fast unsichtbar zum Mobbing unter Jugendlichen. Ganz unprätentiös und echt.

Jurybegründung:
Subtile Machtgefüge, die uns überall begegnen können, eingefangen in einem Klassenzimmer: BE HARD OR GO UNDER erzählt in bewusstem Umgang mit seinen filmischen Mitteln von vier Jungs und ihrem Kampf um den Rang in der Gruppe. Die große Stärke dieses kurzen Films liegt im Weglassen. Was muss wirklich in einen Film und wie erzähle ich ihn? Bild, Ton und Konzept konzentrieren sich auf ihr gemeinsames Ziel. Der Regisseur Jona Honer schafft es, dass Form und Inhalt füreinander arbeiten. Und der Zuschauer wird zum ohnmächtigen Zeugen.

----------------------------------------------------

ARRI pitch award
Beistellungen in Höhe von 5.000 Euro, gestiftet von ARRI. 1. Platz für das beste Nachwuchskonzept.

GIRLS DON’T FLY
Studentin: Monika Grassl

Jurybegründung:
Uns als Jury hat an diesem Projekt der handfeste Zugang zu Ghana, einem Land im Umbruch überzeugt. Ein Land, in dem das Fliegen mit  Ultraleichtflugzeugen elementare Grundlage zur Versorgung und zukünftigen Entwicklung ist. Den jungen Protagonistinnen wird durch die Ausbildung - von der eigenhändigen Konstruktion der Flugzeuge bis zum Flugschein - die Chance gegeben, sich aus vielfältiger Abhängigkeit zu befreien. Wir erwarten einen auch visuell starken Film, der uns die junge Generation Ghanas näher bringt und dieser und uns neue Perspektiven eröffnet.

-------------------------------------------------

mimikri media förderpreis
Gestiftet von mimikri media. 2. Platz für das beste Nachwuchskonzept.

FLYING HIGH – LEAVING ECSTASY
Studentin: Pary El-Qalqili

Jurybegründung:
Der Preis geht an Pary El-Qalqili wegen ihres Wagemuts, die Grenzen des Dokumentarischen zu durchbrechen, um die Geschichte ihrer palästinensischen Schwester in Berlin, Dubai und Kairo überhaupt erzählen zu können.


Jurys DOK.forum