Deutscher Dokumentarfilm-Musikpreis 2024: Die Nominierten

Ein Preis für den Score der Wirklichkeit

Der Deutsche Dokumentarfilm-Musikpreis würdigt jährlich eine Komposition, die sich auf herausragende Art und Weise mit der dokumentarischen Filmerzählung verbindet. Er versteht sich als Plattform für die Arbeit der Komponist*innen und den Wert der Musik als erzählerische Ebene im Dokumentarfilm.

Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet wird das Team aus Filmemacher*in und Komponist*in. Der Deutsche Dokumentarfilm-Musikpreis wird von der Versicherungskammer Kulturstiftung gestiftet und vom Förder- und Hilfsfonds des Deutschen Komponistenverbandes DKV unterstützt.

Die Nominierten

DER DRITTE BRUDER
Deutschland 2024, Kathrin Jahrreis, 111 Min.
Komposition: Julia Klomfaß

Im Keller ihres Vaters findet die Regisseurin Briefe und Fotos aus der deutsch-jüdischen Familiengeschichte. Drei Brüder sind vom Dritten Reich über das geteilte Deutschland zerrissen zwischen den Fronten politischer Ideologien. „Der dritte Bruder“ ist der Großvater der Filmemacherin, die in der Konfrontation mit ihrem Vater versucht, die jahrzehntelange Sprachlosigkeit zu überwinden.

 

E.1027 – EILEEN GRAY AND THE HOUSE BY THE SEA
Schweiz 2024, Beatrice Minger, Christoph Schaub, 90 Min.
Komposition: Peter Scherer

Das Rauschen des Meeres dringt bis in das Schlafzimmer. Dort liegt das Architektenpaar Eileen Gray und Jean Badovici, die das Haus E.1027 an der Côte d'Azur gebaut haben. Regisseurin Beatrice Minger porträtiert eine fast vergessene Ikone der Moderne, denn Eileen Gray musste sich in der männlich dominierten Avantgarde um Le Corbusier behaupten – der das von ihr realisierte Gebäude ohne ihre Einwilligung umgestaltete.

 

HARRAGA – THOSE WHO BURN THEIR LIVES
Deutschland 2023, Benjamin Rost, 86 Min.
Komposition: Alexander Vicar

Der Film begleitet die vier marokkanischen Jungen Imad (15), Nourdine (17), Walid (18) und Hamza (17), die in einer Höhle unter dem Leuchtturm von Melilla leben. Sie nennen sich selbst: Harragas – diejenigen, die ihr Leben verbrennen.

 

HOLLYWOODGATE
Deutschland/USA 2023, Ibrahim Nash’at, 91 Min.
Komposition: Volker Bertelmann

Nach dem Rückzug der USA aus Afghanistan übernehmen Taliban-Kräfte den ehemaligen CIA-Stützpunkt „Hollywoodgate“, in ihren Augen ein “Feindeslager”. Regisseur Nash’at begleitet sie dabei. Seine Aufnahmen sind ein einzigartiges cineastisches Erlebnis und zeithistorisches Dokument, das die Terrormiliz unkommentiert beobachtet: Hingerissen zwischen euphorischem Machtrausch, Entdeckungseifer und Größenwahn.

 

IM LAND DER WÖLFE
Deutschland 2023, Ralf Bücheler, 101 Min.
Komposition: Cico Beck

Der Wolf ist in unsere Kulturlandschaft gekommen, um zu bleiben. Kaum ein Wildtier wird besser überwacht, erforscht und beobachtet. Gleichzeitig ist es mythenumwoben, mit Emotionen und Ängsten besetzt und polarisierend wie kein Zweites. Ralf Bücheler nähert sich dem Thema Wolf durch Beobachtung und Zuhören. Ein umfassendes, reflektiertes Gesamtbild entsteht, ein Gegenentwurf zu voreiliger Polemik.

 

JOHATSU – INTO THIN AIR
Deutschland/Japan 2024, Andreas Hartmann, Arata Mori, 85 Min.
Komposition: Jana Irmert

Die japanischen Night Moving Companies haben sich auf die Kunst des Verschwindens spezialisiert und helfen jenen, die ihr bisheriges Leben hinter sich lassen müssen oder wollen. Bei ihren nächtlichen Missionen orchestrieren sie diskret und effizient den Übergang in eine neue Existenz. Dabei bewegen sie sich oft an der Grenze zur Legalität, denn die Motivationen für das Verschwinden sind vielfältig.

 

WATCHING YOU – DIE WELT VON PALANTIR UND ALEX KARP
Deutschland 2024, Klaus Stern, 98 Min.
Komposition: Michael Kadelbach

Der Unternehmer Alex Karp hat mit seiner Firma Palantir eine machtvolle Datenanalyse-Software geschaffen. Sie versorgt Geheimdienste und Militär mit Informationen, die Verbrechen aufklären oder zum Töten genutzt werden. Doch was treibt Karp an – ethische Grundsätze oder Machthunger, ist er ein Faust, ein Mephisto oder beides zugleich? Eine investigative Reise auf der Suche nach einem der geheimnisvollsten CEOs des Silicon Valley.

 

Preisträgerfilm:

© Farahnaz Sharifi

MY STOLEN PLANET
Deutschland/Iran 2024, Farahnaz Sharifi, 82 Min.
Komposition: Atena Eshtiaghi

Bereits am 08. März 1979, kurz nach der Islamischen Revolution, protestierten iranische Frauen gegen den Kopftuchzwang. MY STOLEN PLANET erinnert an den seither andauernden Freiheitskampf und die Diskrepanz zwischen privatem und öffentlichem Leben. Archivbilder, Super-8-, VHS- und Handyvideos dokumentieren persönliche Akte des Widerstands und der Lebensfreude, die im Ruf nach „Frau! Leben! Freiheit!“ münden.

Der Film beim Festival

Der Preisträgerfilm MY STOLEN PLANET und einige der weiteren nominierten Filme werden im Rahmen des 39. DOK.fest München im Mai 2024 präsentiert:

02. bis 12. Mai an den Münchner Spielorten
06. bis 20. Mai @home

Der Deutsche Dokumentarfilm-Musikpreis wird bei einer feierlichen Preisverleihung mit Filmvorführung am Sonntag, 05. Mai 2024 um 20.00 Uhr an der HFF München verliehen.

Wir bedanken uns herzlich bei unseren Preisstiftern und Förderern:

https://www.versicherungskammer-kulturstiftung.de/