Simone Stewens, formerly Bayerischer Rundfunk

Ich mochte das Festival schon immer – von Anfang an. Es bereichert die Münchner Filmlandschaft mit einem Zuhause für den dokumentarischen Film, der mich fasziniert mit seiner Fähigkeit, eine Öffentlichkeit zu schaffen für einen vielschichtigen Blick auf die Wirklichkeit. Einen Blick auf das Fremde und gleichzeitig auf das menschlich Verbindende. Als Redakteurin der Filmredaktion des Bayerischen Fernsehens konnte ich Ende der neunziger Jahre ein paar Mal in der Jury für den Hauptpreis mitwirken. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir PRIPYAT, ein Film des jungen Österreichers Nikolaus Geyrhalter, damals 27 Jahre alt, den die Jury 1999 auszeichnete. PRIPYAT war eine Sensation. In streng komponierten Schwarz-Weiß-Bildern erzählt der Film von der Todeszone nuklearer Verseuchung, unweit des geborstenen Reaktors von Tschernobyl in der Ukraine. Geyrhalter richtete seine Kamera auf eine erstarrte Natur und auf eine Handvoll Menschen, die mehr als zehn Jahre nach der Explosion in der nuklear verseuchten Zone ausharrten. Der BR kaufte damals PRIPYAT an, der noch viele weitere Preise gewann, und strahlte ihn aus. Wir waren stolz, auch beim nächsten von Geyrhalters Projekten als Koproduktion dabei zu sein. Es war ELSEWHERE, eine vierstündige Arbeit, in der Geyrhalter an 12 Orten der Erde von Lebens- und von Glücks-Vorstellungen erzählt, die trotz ihrer kulturellen Differenz uns alle verbinden. Es ist eine große Freude zu sehen, dass der BR die Zusammenarbeit mit Nikolaus Geyrhalter fortgesetzt hat. Auch das DOK.fest München hat ihm die Treue gehalten, als ihm 2023 die Hommage gewidmet wurde. Herzlichen Glückwunsch, liebes DOK.fest München, zum 40. Geburtstag!