Sabine Kastius, narrator for radio, television and documentary films

Eine folgenschwere Begegnung, auf dem DOK.fest 1990: Wie immer hatte ich mir vorher das damals noch überschaubarere Programmheft geholt und Filme angestrichen. Unter anderem STEP ACROSS THE BORDER, „a ninety minute celluloid improvisation by Nicolas Humbert und Werner Penzel. Music by Fred Frith and Friends“ – das hatte mich sehr gelockt. Nicolas Humbert und Werner Penzel führten das Publikum im Filmmuseum kurz ein in den kommenden Film – „wir können anschließend noch drüber reden, wir beantworten gerne Fragen, wenn ihr welche habt“... Noch nie zuvor hatte ich so einen Film gesehen: Der Ton, die Kamera, die Einstellungen und die Protagonist*innen, wie etwa die ungewöhnliche Violinistin Iva Bittová, die ihr Spiel mit gesangähnlichen Lauten begleitete. Natürlich war das ein Schwarz-Weiß-Film. Wenig Sprache, ein Interview mit Frith, viel improvisierte Musik, Geräusche der Stadt (kreischende Kräne am Hafen, bremsende Züge, Autos) und Geräusche der Natur (Wind in den Bäumen, Krähen und Möwen am Wasser...). Im Stadtcafé ging der Sound des Films weiter – Gläser und Besteckgeklapper, Gespräche, Straßengeräusche. Am nächsten Tag bestellte ich mir die Doppel-LP der Filmmusik bei einem Schweizer Label. Der Film lief noch ein- oder zweimal während des Festivals – ich saß immer im Kino und schickte alle meine Münchner Freund*innen hin. Seit damals habe ich ihn noch oft gesehen und mache ihn weiterhin bekannt im Freundeskreis – es gibt erstaunlicherweise immer noch Menschen, die ihn nicht kennen. Nicolas Humbert und seine wunderbare, viel zu früh verstorbene Begleiterin Simone Fürbringer wurden enge Freunde von mir. Wie schön, wenn Filme zu Freundschaften führen...