Jörg Adolph, filmmaker, producer, editor
Kopienprüfung, DOK.fest 1996, der beste Studentenjob, den ich je hatte: am Schneidetisch im Filmmuseum zwischen hunderten von Filmrollen. Auf einem Versicherungsformular galt es Kopienschäden zu vermerken, damit später keiner behaupten konnte, diese Kratzer wären erst in München entstanden. Die Prüfung eine schräge Augenübung: schnelles Vorspulen und dann den Blick starr auf Laufschrammen an der Schicht- oder Blankseite gerichtet. Manche Filme waren schon mehrfach um die Welt gereist und so stark abgespielt, dass bei den Aktwechseln dichter Staubregen fiel. Es gab Perforationsschäden, offene Klebestellen, lose eingelegte Filmstreifen. Mit diesem Fokus erschien mir die analoge Filmwelt wie eine zerbrechliche Bastelarbeit, bei der meine Prüfung nur noch zusätzliche Schäden anrichten konnte. Am Nebentisch prüfte meine Kommilitonin Ondine Rarey. Sie machte das im zweiten Jahr und kannte sich bereits bestens mit Dokumentarfilm aus. Ondine wußte genau, dass ihr erster langer Film, den sie mit Luigi Falorni drehte, auf dem nächsten DOK.fest laufen soll. So kam es dann auch: FOOLS AND HEROES heißt der Film.