„Meine Mittelschüler sind richtig stolz“
Stefan Sponfeldner berichtet zum Filmprojekt an der Clermont-Ferrand-Mittelschule in Regensburg.
Stefan Sponfeldner ist Lehrer an der Clermont-Ferrand-Mittelschule (CFMS) in Regensburg. Seine große Leidenschaft war und ist die Musik. Nach dem Lehramtsstudium in Regensburg von 2009 bis 2015 trat er das Referendariat an der CFMS an. Seither unterrichtet er an der als Musikmittelschule ausgewiesenen Schule und kann dort neben dem regulären Unterricht auch seine Liebe zur Musik ausleben und weitergeben.
Im Interview mit Maya Reichert erzählt er von der Projektwoche an einer Mittelschule und den wichtigsten Faktoren für die praktische Filmarbeit mit Jugendlichen.
Maya Reichert: Herr Sponfeldner, Ihre Klasse hat am Modellprojekt #DOKfilmklasse – Mittelschule filmt! teilgenommen. Nun ist die Zeit gerade keine einfache – besonders für Mittelschulen. Können Sie uns Ihre Klasse kurz vorstellen und berichten, wie dieses Projekt zeitlich in ihren Schulablauf integriert war?
Stefan Sponfeldner: Bei der Planung des Projektes war es uns als Schule wichtig, mit einer normalen Regelklasse einer Mittelschule zu arbeiten. Mit Beginn des Schuljahres starteten wir freitags mit zwei- bis vierstündigen Workshops, bei denen ich den Filmexpert*innen beratend zur Seite stand. Insgesamt haben die Schüler*innen in zehn Einheiten wirklich erstaunliche Filme gemacht und das ohne große Vorkenntnisse.
Ihre Klasse ist eine Abschlussklasse und jede Stunde Unterricht ist wichtig. Wie ordnen Sie die Ergebnisse dieses Projektes ein in Bezug auf das, was die Jugendlichen gelernt haben?
Die Jugendlichen brauchten für das Projekt viel Ausdauer und haben anfangs ja gar nicht so genau gewusst, wie das Resultat ihrer Arbeit aussehen wird. Durch das projektorientierte praktische Arbeiten an etwas, das für alle neu war, haben die Schüler*innen gelernt, am Ball zu bleiben und weiterzumachen, auch wenn der Sinn der Arbeit für sie stellenweise nicht gleich ersichtlich war. Gestalterisch war es spannend zu sehen, wie wenig technische Anforderungen man braucht, und wie viel dann jedoch die bildgestalterischen Tipps von den Profis ausmachten. Da haben die Schüler*innen definitiv superviel praktische Erfahrungen sammeln können.
Nicht zu vernachlässigen ist auch der gemeinschaftliche Mehrwert für die pandemiegeplagten jungen Menschen, nach abgesagten Klassenfahrten und Gemeinschaftsaktivitäten, die sonst so fester Bestandteil des Schullebens sind.
Und am Ende haben sie auch durch die von ihnen gewählten Protagonist*innen viel über berufliche Werdegänge erfahren.
Was sagen die Kids jetzt im Nachgang zu diesem Projekt?
Die Schüler*innen sind sehr stolz auf ihre Filme. Zu sehen, wie aus dem Nichts so etwas entstehen kann, ist schon bemerkenswert. Ein besonderer Moment für die Jugendlichen wird sicherlich auch noch ihre Premierenfeier auf dem Regensburger Filmfestival werden. Dort kann man die Filme im Kino und im Online-Programm sehen.
Macht es Sinn, sich außerschulische Expert*innen für so ein Projekt ins Boot zu holen?
Ich bin großer Fan davon, für Projekte und auch AGs Profis in die Schule zu holen. Expert*innen finden ganz andere Zugänge zu den Jugendlichen und haben vor allem einen Blick dafür, auf was es wirklich ankommt und wie man projektorientiert mit der Klasse arbeitet und trotzdem sicherstellen kann, dass am Ende ein tolles Ergebnis herauskommt. Die Filmexpertinnen vom Bildungsprogramm DOK.education kamen mit großer Aufgeschlossenheit zu uns und fanden ganz schnell einen Zugang zur Klasse. Sie haben es geschafft, filmisches Handwerk und Kunstverständnis einfach und klar zu vermitteln.
Ihre Schule ist auch eine von sieben Kulturschulen in Bayern. Was hat es damit auf sich?
Die Schule, an der ich unterrichte, ist als eine von sieben Schulen für das Pilotprojekt Kulturschule ausgewählt worden. Durch das Projekt soll Kompetenzentwicklung durch kulturelle Bildung in der Schule gefördert werden. Über das Projekt Kulturschule ist auch der Kontakt zu Maya Reichert vom Bildungsprogramm DOK.education München zustande gekommen.
Was sehen Sie aus der Perspektive eines kulturell engagierten Lehrers als das akuteste Problem an Mittelschulen an?
Die Mittelschule ist eine völlig zu Unrecht unterschätzte Schulart, an der wirklich tolle, kulturell sehr wertvolle Dinge stattfinden. Das sollte mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden. Die Mittelschule leistet enormes und muss dafür anerkannt werden. Mittelschulen brauchen eine ordentliche Ausstattung, damit die Lehrkräfte die ihr anvertrauten Schüler*innen mit all ihren besonderen Persönlichkeiten, ihren pädagogischen Förderbedarf und ihren individuellen Leistungspotentialen optimal fördern können.
Herzlichen Dank für das wertvolle Gespräch!
Dieses Interview erschien zuerst am 07. Februar 2022 auf der Website des BLLV.
Die Initiative für das Projekt #DOKfilmklasse – Mittelschule filmt! ging von DOK.education, dem Bildungsprogramm des Münchner Dokumentarfilmfestivals, und dem BLLV e.V. aus. Finanziert wurde das Pilotprojekt von der Bünemann-Stiftung. Ziel ist es, Persönlichkeitsentwicklung von Heranwachsenden ganzheitlich zu fördern ganz nach dem Motto des BLLV: Bildung mit Kopf, Herz und Hand.
- Hier gibt es den BLLV-Projektbericht zum Nachlesen.
- Hier berichtet DOK.education zur #DOKfilmklasse.
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