Interview mit den Stipendiat.innen der DOK.network Africa Residency 2018

In einem kurzen Gespräch haben uns Cyrielle Raingou aus Kamerun und Lawrence Agbetsise aus Ghana von ihren ersten Eindrücken in München und ihren Projekten erzählt. 

Cyrielle: In Kamerun gibt es keinen Studiengang, der speziell auf Dokumentarfilm spezialisiert ist. Man erhält dort eher eine generelle Ausbildung. Unter jüngeren Filmemacher.innen ist der Dokumentarfilm nicht besonders angesagt, auch das Publikum ist eher älter. Ich freue mich deshalb über die Gelegenheit, hier weiter an meinem Projekt zu arbeiten. 

Lawrence: Auch in Ghana sind fiktionale Formate beliebter als dokumentarische. Das Problem, das viele junge Filmemacher.innen sehen, lässt sich auf den einen Punkt bringen: Mit Dokumentarfilm kannst du kein Geld verdienen. Ich sehe die dokumentarische Arbeit als Lifestyle. Man ist viel näher an den Menschen dran, man kann auf gesellschaftlicher Ebene mehr bewegen als mit Spielfilmen.

Cyrielle: Mein Projekt nennt sich LE CYCLONEUR. Es geht um einen muslimischen Erfinder und Designer, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, mithilfe einer Art Laubbläser im Norden Kameruns gegen den Terror der Boko Haram zu kämpfen. Der Laubbläser steht als Metapher für einen gesellschaftlichen Wandel, für eine Abkehr vom Terror. Ich versuche an das Thema möglichst kreativ heranzugehen. Wichtig ist es mir, seine Träume und Wünsche, seine Kreativität und Fantasie in der Sache abzubilden.

Lawrence: Mein Filmprojekt nennt sich UNTOLD RUMOURS. Thema ist die innerafrikanische Migration und der Umgang von Afrikaner.innen verschiedener Nationen miteinander. Ich begleite meine Protagonistin Aishe, eine Ghanaerin, die von ihrer Familie gezwungen wurde, zum Arbeiten nach Kuwait zu ziehen und schließlich in Casablanca/Marokko endet. Auch ich werde als Protagonist auftreten und von meinen Reiseerfahrungen innerhalb Afrikas erzählen. 

Cyrielle: Ich freue mich sehr auf die kommenden Wochen! Wir haben bei einem ersten Meeting mit unseren Mentoren festgestellt, dass uns noch sehr viel Arbeit bevorsteht. Wir sind beide das erste Mal in Deutschland. Bei meiner Ankunft hier in München habe ich auch das erste Mal live Schnee gesehen. Aus dem Flugzeug sah es aus, als würde ich im "Land of Jon Snow" aus Game of Thrones landen.

Lawrence: Unsere Mentoren sind sehr engagiert und ich bin gespannt, was unsere Zeit hier bringen wird. Was ich bisher lustig finde: Alle warten an der Ampel brav auf Grün, selbst wenn kein Auto zu sehen ist. Und ich freue mich schon sehr auf den Frühling!

Das Interview führte Helga-Mari Steininger