DE PRIJS VAN OVERLEVEN
Niederlande 2003 – Regie: Louis van Gasteren – Originalfassung: niederl./dt. – Untertitel: Deutsch – Länge: 56 min.
Vier Jahre seines Lebens verbrachte er in Konzentrationslagern. Gefangener seiner Erinnerungen blieb er bis zu seinem Tod im Oktober 2000.
Vor 35 Jahren porträtierte Louis van Gasteren in Verstehst du jetzt, warum ich weine? das Schicksal eines ehemaligen KZ-Häftlings, der am posttraumatischen Stress-Symptom litt. Der Preis des Überlebens fragt, was aus der Familie dieses Mannes geworden ist. Anhand erschütternder Aussagen der Witwe und der Kinder entsteht das Bild eines vergifteten Elternhauses, in dem das Lagerleben das alles beherrschende Thema war - beim Abendessen, wenn Besuch kam, bei den zahlreichen Gedenkveranstaltungen, zu denen der Vater begleitet werden musste. Jedes Erlebnis der Kinder, jede Kleinigkeit wurde mit Zuständen im Lager verglichen. Tochter Rudi, die ihren Namen in Gedenken an den Mitgefangenen Rudolf Larsch erhielt, sagt dazu: "Ich war Expertin für Zyklon B, ich war Modellgefangene". So sehr identifizieren sich Ehefrau und Kinder mit der Leidensgeschichte des ehemaligen KZ-Häftlings, dass sie Albträume vom Lager haben, in dem sie selbst nie als Insassen waren. "Der Verräter schläft nicht" und "Traue keinem" lauten die Warnungen des Vaters, die sich ihnen ins Gedächtnis einbrennen. So schwer wird die Last der Vergangenheit, dass die Tochter und der ältere Sohn den Kontakt zur Familie einstellen. Sohn Reinier lebt bewusst in kinderloser Ehe - aus Angst, dass auch er die Unfähigkeit, das Lager zu vergessen, an den eigenen Nachwuchs weitergeben könnte.
"In wenigen, schlichten Bildern entsteht die Skizze einer Familie, deren Kinder von der Unermesslichkeit des Leidens ihres Vaters erdrückt werden, während die Mutter sich vollständig mit der Lager-Identität ihres Mannes identifiziert, um ihn nicht gänzlich an seine dunklen Erinnerungen zu verlieren. Van Gasterens Film ist ein eindrückliches Dokument über die zweite Generation der Holocaustüberlebenden geworden, von der der Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen etwas irritiert sagt, dass sie heute eine auffällig geringe Rolle spiele; wohl nicht zuletzt deshalb, so scheint der Film darauf zu antworten, weil auch sie leidet (...)." Alexandra Stäheli, NZZ
"Tatsächlich ist Der Preis des Überlebens kein Plädoyer für einen Schlussstrich, sondern eine Ergänzung zum Holocaust-Diskurs. Denn die Diskussion über Symbole und Gedenken scheint von dieser einen Wirklichkeit abgekoppelt zu sein: die absolute Unhintergehbarkeit des beschädigten Lebens. Insofern kommt van Gasterens Film der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus nahe, gerade weil er ihre Verzweiflung ernst nimmt und als Leerstelle im Leben aller Beteiligten zeigt. Darin sind auch die Überlebenden von Generation zu Generation vereint." Harald Fricke, taz
Bio-Filmografie Louis van Gasteren, geb. 1922 in Amsterdam. Ausbildung als Tontechniker in den Epernay Studios in Paris und spätere Tätigkeit als Tontechniker in den Polygoon Newsreel Studios in Harlem. Seit 1952 produzierte und realisierte er mehr als achtzig Filme und Fernsehreportagen. Louis van Gasteren war Gastprofessor u.a. an der Amsterdam Art School, dem Carpenter Centre for Visual Arts (Harvard USA) und der UCLA (USA).
Filme (Auswahl) 1952 Brown Gold, 1953 Accra, Harbour Without Cranes, 1956 S.O.S. Ecuador, 1960 New Village on New Land, 1962 Marl-das Rathaus, 1962 Jazz and Poetry, 1965 Out of my skull, 1967 Do you get it series No. 1-9, 1969 Verstehst du jetzt, warum ich weine?, 1970 Waterwalk, 1975 Corbeddu, 1979 Open the Grave, 1980 Hans Life Before Death, 1980 All Rebels, 1997 Beyond Words, 2002 In Japanese Rapids, 2003 The Price of Survival
Deutscher Titel: Der Preis des Überlebens. Autor*in: Louis van Gasteren. Kamera: Gregor Meerman. Ton: Jacqueline van Vught. Schnitt: Daphne Rosenthal. Produktion: Spectrum Film. Produzent*in: Louis van Gasteren. Vertrieb: Spectrum Film

