ONE OF MANY

Native Canadians. Sie war vier Jahre alt, als man sie eines Tages von Zuhause abholte und einer fremden Pflegefamilie übergab. Ihre leibliche Mutter sollte sie erst 30 Jahre später wiedersehen.

Sally Tisiga stammt aus dem "Wolf Clan" der "Kaska Nation". Geboren wurde sie im Lower Post-Reservat in Yukon, Kanada. Gemeinsam mit ihren beiden Söhnen macht sie sich 1992 auf die Suche nach ihrer Herkunft und ihren indianischen Wurzeln. Warum hatte man ihre Familie auseinandergerissen? Warum wehrte sich niemand dagegen? Was ist aus all den Menschen geworden, die sie als kleines Kind verlassen musste? Von Whitehorse in Yukon über British Columbia bis nach Saddle Lake in Alberta führt Sally die Reise in die eigene Vergangenheit. Tiefe Wälder, verschneite Berge - Erinnerungen werden wach. Die Mutter am Herd in der Küche, der Klang der Sprache, das Spiel der Freundinnen im Schnee, geheimnisvolle Tänze und Zeremonien.

Die persönlichen Erfahrungen enthüllen ein lange verdrängtes Kapitel in der Geschichte der Ureinwohner Kanadas. Generationen indianischer Kinder hatte man den Eltern entrissen und mit Gewalt in staatliche Internate gebracht oder zur Adoption freigegeben. Indem man ihre Erziehung übernahm, wollte man die Kinder "weiß" machen, um sie anschließend leichter in die Gesellschaft eingliedern zu können. Doch der Verlust der eigenen Identität ließ viele von ihnen scheitern. Tiefe seelische Verletzungen waren die Folge.

Kleine Enklaven "Überlebender" auf zugeteiltem Grund – sie sind alles, was nach 500 Jahren der Kolonisation von einer einst reichen Kultur übrig geblieben ist. Gemeinsam mit anderen Betroffenen der rigiden Integrationspolitik von Staat und Kirche setzt sich Sally heute für eine bessere Zukunft indianisch-stämmiger Kanadier ein.