VA ANKABOOT AMAD

Zwischen Juli 2000 und Juli 2001 wurden in Mashad, einer heiligen Stadt im Iran, 16 Frauen ermordet. Die iranische Presse sprach bald von den "Spinnenmorden", da der Mörder seine Opfer wie Fliegen in sein Netz gelockt hatte. Die meisten der Frauen waren als Prostituierte aufgefallen oder in Zusammenhang mit Drogenkriminalität aktenkundig geworden. Ihr Mörder, ein 39-jähriger Bauunternehmer, begründete die Verbrechen nach seiner Verhaftung im Juli 2001 mit seiner religiösen Überzeugung. Die Huren beschmutzen den islamischen Gottesstaat und eigentlich sei es Aufgabe der Regierung, diese unreinen Geschöpfe zu beseitigen, so der Mann, der sich bis zu seiner Hinrichtung unerschütterlich im Recht sieht.

Regisseur Maziar Bahari sprach mit Verwandten und Bekannten des Täters sowie mit Hinterbliebenen der Opfer. Ausschnitte aus einem Gespräch mit Saeed Hanei, der "Spinne", werden Interviewsequenzen mit einer der zahllosen iranischen Prostituierten gegenübergestellt, die ständig Gefahr laufen, verhaftet und zum Tode verurteilt zu werden. Die verschiedenen Aussagen ergeben ein komplexes Bild der iranischen Gesellschaft, in der die Unterdrückung der Frau und soziale Probleme wie Prostitution oder Drogenkonsum nicht länger ignoriert werden können, und in der fundamentalistische Stimmen gegen die ankämpfen, die eine westlich orientierte Kultur begrüßen. Es werden noch mehr Spinnen auftauchen, droht Saeed Haneis Sohn, der das "Werk" seines Vaters fortführen will.

"Bahari schafft nicht nur ein unglaublich tief greifendes Portrait eines Massenmörders, viel wichtiger ist, dass sein Film einige der brennenden gesellschaftlichen Probleme Irans anspricht, wie Prostitution, Drogensucht und sexuelle Ungleichheit." Golnar Motevalli, The Iranian