TENRIKYO, UNE TRADITION EN TOGE NOIRE (TENRIKYO, TRADITION THROUGH BLACK ROBE)

Erbstreitigkeiten, Scheidungsanträge oder Verdacht auf Hexerei: In Tenrikyo, einem Viertel von Kongos Hauptstadt Brazzaville, entscheidet ein Bürger-Tribunal nach dem jahrhundertealten lokalen Gewohnheitsrecht. Ungeschriebenes Recht also, das allein aufgrund gesellschaftlicher Anerkennung Verbindlichkeit erlangt hat. Obwohl nicht in der kongolesischen Verfassung verankert, bleibt der staatlichen Gerichtsbarkeit keine Wahl: sie muss die populäre traditionelle Rechtsprechung tolerieren, auch wenn die Streitparteien zu spirituellen Läuterungs- und Bußriten verpflichtet werden. Doch längst nicht alle Prozessbeteiligten sind mit der vormodernen Form der Rechtspflege einverstanden. Regisseur Mbou Mikima gelingt eine ruhige, ethnographische Phänomenologie einer auf traditionellen Werten basierenden Jurisdiktion: Richter in schwarzen Roben aber ohne Hochschulstudium bieten den Vorfahren Palmwein zum Gruße an, trennungswillige Eheleute vollziehen das Zeremoniell des "Weißen Ton-Kreises", das von Eifersucht befreien und die Scheidung rituell beglaubigen soll. Gerichte als Orte der Metaphysik, Urteile zur Besänftigung der Götter: Blicke auf den Ursprung aller Rechtsprechung.