TARIFA TRAFFIC
Deutschland / Schweiz 2003 – Regie: Joakim Demmer – Originalfassung: spanisch, arabisch – Untertitel: Deutsch – Länge: 60 min.
Tarifa, Südspanien, früher Morgen: während die ersten Surfer am Strand auftauchen, wird nur ein Steinwurf entfernt ein toter Körper an Land gespült. Am südlichsten Punkt Europas, knapp 20 Kilometer von der marokkanischen Küste entfernt, wiederholt sich dieses Szenario wieder und wieder. Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern, aus Pakistan oder von den Philippinen wenden sich auf der Suche nach einer besseren Zukunft an Schlepperbanden, die sie in überfüllten Schlauchbooten über die Meerenge von Gibraltar nach Europa schleusen. Das gefährliche Unterfangen bezahlen viele der in den "Pateras" zusammengepferchten Menschen mit ihrem Leben.
Routine des Schreckens. Wird an den Stränden Andalusiens eine Leiche entdeckt, folgt ein fast alltäglicher Ablauf: der Staatsanwalt, das Rote Kreuz und das örtliche Bestattungsinstitut werden informiert. Der Gerichtsmediziner wird "Tod durch Ertrinken" feststellen und notieren, dass ein weiterer Immigrant bei dem Versuch, illegal nach Europa zu kommen, sein Leben verloren hat. Oft kann die Identität des Toten nicht ermittelt werden. Der Fall wird zu den Akten gelegt und der Leichnam innerhalb von 72 Stunden bestattet.
Tarifa Traffic widmet sich einem schwierigen und oft verdrängten Aspekt der viel diskutierten Themen "Globalisierung" und "Migration". Mit großer Offenheit und Sensibilität nähert sich der Film dem Drama der Flüchtlinge, zeigt aber auch diejenigen, die an diesem Außenposten der "Festung Europa" leben und arbeiten – und deren Alltag vom Elend der "Illegalen" geprägt ist.
"Ich weiß nicht, ob es wirklich der Film ist, der radikal ist, oder nicht eher die Ereignisse. Eigentlich zeige ich ja nur eine Andeutung des Horrors, der sich in all seiner Hässlichkeit dort abspielt (…)." Joakim Demmer
Preise: Prix Télévision Suisse Romande, Visions du Réel, Nyon 2003; Publikumspreis auf der Filmwoche Duisburg 2003; Nominiert für den Amnesty Doen Award auf der IDFA Amsterdam und für den First Step Award 2003.
Bio-Filmographie Joakim Demmer, geb. 1965 in Stockholm. Fotografiestudium in Gamleby, Schweden. Ab 1989 freiberuflich tätig als Kameramann in Stockholm, Prag und London. 1991-1993 Kameramann und Cutter bei "Info AB Vita" in Stockholm. Ab 1992 als Kameramann, Cutter und Co-Regisseur bei TV2 in Norwegen. 1995-2001 Regie-Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Tarifa Traffic ist sein Abschlussfilm.
Filme (Auswahl) 1996 Oslop, 1997 Aus der Kälte, 1998 Flieger, 1999 Vergehen, 2000 Unborn, 2001 Play-Off, 2002 Zehn Argumente gegen gelb, 2003 Tarifa Traffic
Autor*in: Joakim Demmer. Kamera: Hoyte van Hoytema. Ton: Daniel Iribarren, Otar Bilek. Schnitt: Joakim Demmer, Ingrid Landmesser, Natali Barrey. Musik: Matthias Trippner, Mogwai. Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH, Dschoint Ventschr AG, 3sat. Produzent*in: Samir. Verleih: Deutsche Film- und Fernsehakademie

