SCHLESIENS WILDER WESTEN
Deutschland 2002 – Regie: Ute Badura – Originalfassung: deutsch, polnisch – Untertitel: Deutsch – Länge: 98 min.
Was ist Heimat? Ein Ort, ein Mensch, ein Gefühl, eine Erinnerung?
"Ich kann besser an einem Ort leben, dessen Geschichte ich kenne", sagt ein junger Pole. Er lebt in Kopaniec, früher Seifershau - einem Dorf in Niederschlesien. Der Film erkundet die Geschichte dieses Ortes am Rande des Riesengebirges durch die Erinnerungen seiner früheren und heutigen Einwohner, deren Lebenswege die Erfahrung von Millionen von Menschen widerspiegeln. Zwischen dem Früher und dem Heute liegt die Vertreibung der Deutschen und die Neuansiedlung der Polen, oft selbst Vertriebene aus der heutigen Ukraine. Sie alle versuchten in Niederschlesien ihr Glück: Familien aus dem in weiten Teilen zerstörten Zentralpolen, ehemalige polnische Zwangsarbeiter, ausgemusterte polnische Soldaten, die hier neues Land zugewiesen bekommen hatten.
Seit Mitte der siebziger Jahre kommen Besuchergruppen aus Deutschland im Bus nach Kopaniec - Menschen auf Besuch in einer Heimat, die keine Heimat mehr ist. "Als Kinder, wenn wir mutig waren, haben wir ihnen nachgerufen: 'Hitler kaputt, Hitler kaputt'", erzählt eine junge Polin.
Die Lebensgeschichten der älteren Polen und Deutschen berichten von Krieg und Vertreibung, aber auch von der Zeit, als man gemeinsam im Dorf lebte.
"Als ich das erste Mal ein Auto mit deutschem Kennzeichen gesehen habe, irgendwann in den siebziger Jahren fuhr es durch den Ort, wo ich wohnte, war ich zutiefst erschrocken, denn ich assoziierte die Deutschen eindeutig mit Krieg. Ein Deutscher war gleich Krieg."
Leszek Róžanski
Ute Badura
Geboren 1957 in Moers. Praktikum im Kopierwerk Geyer. 1981-1983 Ausbildung im Bereich Kamera an der Staatlichen Fachschule für Optik und Fototechnik Berlin. 1983-1991 Kameraassistentin bei Spiel- und Dokumentarfilmprojekten; unter anderem bei Claus Deubel, Jürgen Jürges, Dietrich Lohmann, Thomas Mauch, Gabor Pogany, Hans-Georg Ullrich, Wolfgang Treu. 1996 Gründung der Produktionsfirma Tiba-Film zusammen mit Sibylle Tiedemann.
Filme (Auswahl):
1988 Dazwischen
1990 La Colonna Sonora (Kamera, Regie Sibylle Tiedemann)
1991 Schweigende Welt (Kamera, Regie Ilka Lauchstädt)
1992 Weggehen ist keine Lösung (Kamera, Regie Gerlinde Böhm)
1994 Frauen sind keine Männer
1996 Callgirls - Mütter - Schülerinnen (Kamera, Regie Sabine Zurmühl)
1997 Kinderland ist abgebrannt (Kamera, Regie Sibylle Tiedemann)
2002 Schlesiens wilder Westen
Autor*in: Ute Badura. Kamera: Ute Badura; Claus Deubel; Susanna Salonen. Ton: Annegret Fricke; Ulla Kösterke. Schnitt: Inge Schneider. Musik: Ralf Forster; Michael Ferwagner. Produktion: Badura Filmproduktion. Produzent*in: Ute Badura. Verleih: Badura Filmproduktion

