DRIFTER

Sick of it all. Der Aktionsraum von Aileen (16), Angel (23) und Daniel (25) ist die Gegend um den Berliner Bahnhof Zoo. Ihr scheinbar zielloser Alltag wird durch unumgängliche Zwänge strukturiert: irgendwie Geld besorgen, Stoff kaufen, den nächsten Schuss setzen, was essen, einen sicheren Schlafplatz finden. Mal ergattern sie ein Zimmer in der Notunterkunft, mal nimmt ein Stammfreier sie auf, mal muss eine öffentliche Toilette genügen. Sie haben vage Sehnsüchte und Wünsche, aber ihr Leben bleibt ein Provisorium. Es ist ein Dasein in Zwischenräumen und Nischen, voller Leerstellen und Brüche. Direct Cinema - nüchtern, nah dran, ohne Klischees, ohne Kommentar. Ein bemerkenswertes Debüt.

"... Seine drei Protagonisten berühren einen gerade deshalb, weil nichts über die Misere ihres lebensgeschichtlichen Hintergrundes bekannt wird, keine Erklärungen für den Absturz an den Rand der Gesellschaft gesucht, keine Vergleiche zu den Vorgängergenerationen der Junkies am Bahnhof Zoo gezogen werden. Stoisch, ohne Jammern und ohne Illusionen auf eine bessere Zukunft entfalten die 16-jährige Aileen und ihre beiden Freunde Angel und Daniel vor unseren Augen ihr Leben." (...) "Es ist vor allem der hartnäckig-autistische Blick auf seine 'Helden', der Drifter zu einem besonders zärtlichen Film macht. So zeitlupenartig die Tagesabläufe der Fixer, so beharrlich auch das Hinschauen der Kamera. Wie im Falle von Angel, der sich auf der Bezahltoilette routiniert den Schuss setzt, bis ihn die Automatikstimme zum Verlassen derselben auffordert. Wie bei Daniel, dessen Waschzwang und Ordnungswahn sich minutenlang vor unseren Augen entfaltet und etwas unerhört Anrührendes hat. Oder wie im Falle von Aileen, die mit ihrem dem Heroin geschuldeten Schlafzimmerblick aussieht wie eine somnambule Märtyrerin, die stellvertretend für eine ganze Stadt die Strapazen des menschlichen Daseins auf ihre Schultern geladen hat." Martin Rosefeldt, ARTE-TV