BERNAU LIEGT AM MEER

Leben in der deutschen Provinz. Schmale Straßen, graue Plattenbauten - nichtssagend, abweisend. Daniel wohnt in Bernau, einer kleinen Stadt nördlich von Berlin. Der 21-Jährige stammt aus dem rechtsradikalen Milieu. Erstaunlich offen beschreibt er, warum er ein "Rechter" geworden ist und wie schwer es in diesem Umfeld ist, den Kreislauf von Hass und Gewalt zu durchbrechen. "Nach einer Schlägerei ging es mir einfach besser. Weil, danach gab es einfach das Gefühl, man ist ja doch jemand." Doch nachdem der junge Neonazi straffällig geworden ist, will er an sich arbeiten, will aus der gewaltbereiten Szene aussteigen. Schließlich gelingen Daniel die ersten Schritte in ein anderes Leben.

Doch der Alltag in der brandenburgischen Provinz sieht nicht immer so hoffnungsvoll aus. Bernau liegt am Meer zeigt, wie die spezifische deutsche Vergangenheit Lebensläufe noch heute äußerst nachhaltig beeinflusst - ganz egal, wie sehr man sich auch dagegen wehrt. Die DDR-Zeit bleibt präsent, "in Formulierungen, in Erinnerungen, im Klima der Szenen", so Filmemacherin Martina Döcker. In Interviewsequenzen nähert sie sich auch zwei weiteren Menschen an: der Streetworkerin Rosemaria Kalas und dem im Westen aufgewachsenen Jugendrichter Andreas Müller, die beide mit Daniels Fall befasst sind.