BELGRADO-BAR

Noch unter Tito wurde 1974 eine Zugstrecke von Serbiens Hauptstadt Belgrad zum Badeort Bar in Montenegro gebaut. Damals waren beide Regionen noch Provinzen desselben Staates, dem ehemaligen Jugoslawien. Inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Drei Kriege später bilden die beiden Länder nur noch eine lose Union. Die 285 Meilen lange Zugstrecke scheint die letzte Verbindung zwischen Serbien und Montenegro zu sein.

Regisseur Vulk Janic, selbst in Sarajewo geboren, unternahm für diesen Film eine Reise von Belgrad nach Bar und diskutiert mit Zugführern, Schaffnern und Fahrgästen die politische Lage, das Für und Wider einer Abspaltung Montenegros und spricht mit ihnen über die Kriege. Trotzdem bleibt auch Zeit die Geschichten außerhalb des Zuges zu erzählen. Da gibt es eine bosnische Fahrdienstleiterin. Ihr Mann hat sich bei der Armee umgebracht, jetzt ist sie allein mit den Kindern. Einer der Fahrgäste, ein Familienvater, verkauft billige Teppiche am Strand von Bar, nachts bewacht er Sonnenschirme und Liegestühle. Der Schaffner verdient sich mit Bio-Energie-Massagen etwas dazu, nach der Arbeit geht er Schwarzfischen. Sein Sohn wird selbstverständlich im Kloster getauft, schließlich soll er ein echter Serbe werden. Identitätsfindung und Existenzangst und die Erinnerung an das frühere Jugoslawien sind Thema dieses Rail-Movies.