DIE STILLE DER UNSCHULD - DER KÜNSTLER GOTTFRIED HELNWEIN

Deutschland 2008 – Regie: Claudia Schmid – OmeU

Face it! Geschundene Körper, leere Blicke, Bandagen, Blut. Hyperrealistische Darstellungen malträtierter, missbrauchter Kinder. Appelle gegen das kollektive Verdrängen. Ein Spiel mit Gegensätzen: Unschuld und Schrecken, Ohnmacht und Gewalt, Schönheit und Leid. Mit seiner "Schockästhetik" provoziert der österreichische Künstler Gottfried Helnwein seit über 30 Jahren. Claudia Schmid hat den Maler und Fotografen zwei Jahre lang begleitet, mit ihm über Kunst, Politik und Gesellschaft gesprochen und ihn bei seiner Arbeit in seinem irischen Schloss und in seinem Atelier in L.A. beobachtet. Das Portrait eines Unbequemen.

 

"Bei meiner ersten Ausstellung 1971 im Wiener Künstlerhaus waren eines Tages alle meine Bilder mit gelben Stickern überklebt, auf denen 'Entartete Kunst' stand. Von da an wusste ich, dass ich immer Gegenwind haben würde. Es sieht so aus, als hätte ich den Finger immer wieder auf den richtigen Punkt gelegt, sonst wären so viele Emotionen, Aggressionen und die Aufregung als Reaktion auf meine Arbeiten gar nicht möglich. Das gemalte Bild selbst kann nicht der Grund gewesen sein, weil es ja eine Fiktion ist - zweidimensional, nur ein paar Milligramm Farbe auf Papier oder Leinwand, das ist alles, das tut nicht weh. Es ist nicht mein Bild, vor dem sich die Leute fürchten, sondern es sind ihre eigene Bilder in ihren Köpfen (...)." Gottfried Helnwein

 

"Als Künstler muss man innerlich in die Einsamkeit gehen. Das heißt, man muss irgendwann diese Konventionen überwinden und seine eigenen Schritte machen. Es gibt keinen Ausweg. Und daher wird der Künstler immer bis zu einem gewissen Maße Gegenspieler der Gesellschaft sein. Er wird immer suspekt sein, er wird immer am Rande zur Illegalität oder zumindest zur Peinlichkeit sein. Das lässt sich gar nicht vermeiden. Und da man als Künstler auch innerhalb einer Gesellschaft lebt und mit seiner Arbeit diese Gesellschaft, die Zeit, die Ängste, die Sehnsüchte, den Wahnsinn, den Schwachsinn reflektiert und in der Kunst ausdrückt, muss er mit einem Bein trotzdem mitten in der Gesellschaft sein. Und dieser Seiltanz, dieser Balanceakt zwischen außerhalb der Gesellschaft sein in seinem eigenen Universum und doch bis zu einem gewissen Grad auch in der Gesellschaft, das ist die große Schwierigkeit, und das ist die Sisyphusarbeit jedes Künstlers." Gottfried Helnwein

 

 

"Für mich ist Kunst die höchste Form von Kommunikation, die mit ästhetischen Mitteln stattfindet. Diese Ästhetik schafft es, in Bereiche vorzudringen, Dinge anzusprechen, von denen man vorher gar nicht wusste, dass sie überhaupt existieren, und ich glaube, das ist die Aufgabe der Künstler, die Möglichkeit zu bieten, die Welt gefiltert durch das eigene ästhetische Universum den Menschen zu zeigen." Gottfried Helnwein

 

 

"I think that the great genius of Gottfried’s art is its ability to transport us psychologically to a very deep inner place, both for better and for worse; a place of peace, a quiet space, where we can experience horror, pain and suffering at its worst. And I believe that one of the greatest strengths of Gottfried’s work is the ability to convey, without gratuitous shock effect, a very profound emotional experience that is triggered by the opposition or the contradiction of those two extremes evoked in the same picture plane."

Martin Muller, Modernism GalLerY, San Francisco

 

 

http://www.helnwein.de/

http://www.helnwein.com/

Englischer/Originaltitel: The Silence Of Innocence - The Artist Gottfried Helnwein. Autor: Claudia Schmid. Kamera: Susu Grunenberg. Ton: Jens Krähnke. Schnitt: Kawe Vakil. Produktion: Bildersturm Filmproduktion. Produzent: Birgit Schulz. Länge: 116 min. Verleih: WDR Köln, 3sat.

  • Sonntag
    10.05.2009
  • 14:00
  • Pinakothek der Moderne