BARBØRKA

"Unter Hitler gab es keine heilige Barbara und unter den Kommunisten auch nicht. Als wir den Barbara-Altar in der Grube wieder aufgebaut haben, da haben gestandene Männer geweint", erinnert sich Kapellmeister Jozef Slodzyk an den ersten Barbaratag im polnischen Bytom nach der Wende. Mit seinen Musikern wird er an diesem 4. Dezember bis in die späte Nacht spielen, denn es ist Barbørka, das Fest der heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute. "Glück auf, der Steiger kommt" singen sie, doch der Bergmanns-Gruß geht vielen im oberschlesischen Kohlerevier nur noch schwer über die Lippen. Ein Großteil der Gruben wurde bereits geschlossen - und so schlagen sich die einst gut entlohnten Arbeiter mit Gelegenheitsjobs durch. Den Wandel, den andere Montanindustrie-Zentren wie das Ruhrgebiet längst hinter sich haben, durchleben sie hier im ehemaligen Beuthen im Zeitraffer. Der Bergmann Andrzej, dem die harte Plackerei untertage alles bedeutet, Mariusz, der Eisenteile aus den alten Werksanlagen zu ein paar Zlotys macht, Edward, der letzte Kohlenkutscher der Stadt. Alle versuchen sie irgendwie mit dem Sterben der Zechen fertig zu werden. Graue Häuser, schwarze, verschwitzte Gesichter, ein weihnachtlich geschmücktes Fenster, eine goldene Trompete im Bergmanns-Orchester - in wunderschönen, nahezu monochromen Bildern dokumentiert Barbørka die Zeitenwende in Oberschlesien.