DAS SCHREIBEN UND DAS SCHWEIGEN. DIE SCHRIFTSTELLERIN FRIEDERIKE MAYRÖCKER

Deutschland, Italien, Österreich 2008 – Regie: Carmen Tartarotti – Originalfassung: Deutsch – Länge: 90 min.

  • So, 10.05.2009
    11.30
    Filmmuseum
    OmeU
  • Mo, 11.05.2009
    19.00
    Carl-Amery-Saal, Gasteig
    OmeU

"Ich mag nicht sprechen! Und auf dieser Grundlage werden wir unseren Film aufbauen. Das machen wir!" Friederike Mayröckers Ateliers erscheinen als räumliche Abbilder der "pneumatischen Fetzensprache" ihrer Texte: Umgeben von unzähligen Manuskripten, Skizzen und Fundstücken entzieht sich die langjährige Lebensgefährtin Ernst Jandls radikal der Außenwelt, um sich still in ihre inneren Bilder zu versenken. Leben und Schreiben, Betrachten und Lesen werden hier eins. Über Jahre hinweg beobachtete Regisseurin Carmen Tartarotti die heute 84-jährige Schriftstellerin Friederike Mayröcker in deren Arbeitsalltag. Stets war sie darauf bedacht, scheinbar unspektakuläre, spontane Äußerungen und Situationen einzufangen, gerade dadurch entwickelt der Film eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Auch Büchner-Preisträgerinnen hadern mit dem Wetter, zweifeln noch immer an ihrem Können, ihrer Schaffenskraft. Auch darum ist die Intimität des Schreiborts essentiell. "du brauchst einen Baum du brauchst ein Haus / keines für dich allein nur einen Winkel ein Dach / zu sitzen zu denken zu schlafen zu träumen." (Friederike Mayröcker)

"Ich leistete mir keinerlei Interpretation, aber ein Festhalten der Zwischentöne in der Stimme, ein leises Lachen, einen schweren Atmer, lange Pausen, ein Infragestellen, das Nachklingen der Stille." (...) "Das Schreiben und das Schweigen ist kein biografischer Film (...) sondern eine Realität an sich." Carmen Tartarotti

 

"Das unausgesetzte Benennen, Wortmachen, das Wörtlichmachen von Sinneseindrücken; das Gedicht als Fotografie; hindurchströmende Landschaften, Musik und Kunst; momentan Gehörtes, unwillkürlich aus dem Gedächtnis Abgerufenes, Aufgebrochenes, Ineinandergesetztes; Zitiertes, Traumnähte, Nervenfiguren; das ist doch wirklich Wahnsinn, ‚gefaßte Wahnrede’, Verschnitte, Litaneien, Oden, Romanzen, Gespräche: ‚ ein Delirium exzessiver, überschwenglicher Sensationen’, ein Aufgebrachtsein, Zusammendenken des Unzusammenhängenden entfacht Mayröcker, das Neueinkleiden der Dinge mit plötzlichen Wörtern, die Wörter als Ausstellung - und diese Poesie immer als kommunizierende Röhren, die den Leser sprechen machen. Daß die Sprache den Dingen voraneilen will, das zeigt diese Literatur, die eine Poetisierung von Bewußtseinstätigkeiten ist, ein hochsensitives und sensibles Assoziationswunder." Michael Lentz, Bachmann-Preisträger 2001, FAZ, 20.12.2004

Regie CARMEN TARTAROTTI, geb. 1950 in Latsch, Italien. Studium der Germanistik und Politik in Frankfurt am Main, freie Mitarbeit beim HR/Fernsehen, zudem Regieassistentin bei Filmproduktionen und an der Oper. Arbeitet seit 1979 als Filmautorin in Deutschland, Österreich und Italien. Sie lebt in Frankfurt und Berlin.

 

Filme (Auswahl) 1982 Kribus-Krabus-Domine (Kurzfilm), 1984 Da capo al fine (Kurzfilm), 1987 Die Kunst ist gegen den Körper des Künstlers gerichtet, 1989 1 Häufchen Blume 1 Häufchen Schuh, 1993 Paradiso del Cevedale, 2004-2007 Zwischen Grant und Elend, 2008 Das Schreiben und das Schweigen

Englischer/Originaltitel: Writing and Silence - Friederike Mayröcker. Autor*in: Carmen Tartarotti, Georg Janett. Kamera: Pio Corradi, Carmen Tartarotti (zusätzliche Kamera). Ton: Carmen Tartarotti, Peter Utvary, Bruno Pisek. Schnitt: Carmen Tartarotti, Ferdinand Ludwig. Produktion: Carmen Tartarotti Filmproduktion FFM. Produzent*in: Carmen Tartarotti. Vertrieb: Carmen Tartarotti Filmproduktion

Internationales Programm (2002-2009) 2009
  • So, 10.05.2009
    11.30
    Filmmuseum
    OmeU
  • Mo, 11.05.2009
    19.00
    Carl-Amery-Saal, Gasteig
    OmeU