SCHRÄGE ZEIT

Deutschland 2003 – Regie: Olafur Sveinsson – Originalfassung: Deutsch – Länge: 89 min.

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Mi 12.05. 22.30 Filmmuseum
Fr 14.05. 20.30 Maxim

Ostberlin der 80er Jahre mal ganz anders: illegale Ausstellungen, trashige Konzerte und ausufernde Partys, die häufig in einer wilden Flucht vor Einsatzkommandos der Volkspolizei oder der Stasi gipfelten. Punk in Pankow.

Dies ist die Geschichte einer Clique, die schon lange nicht mehr an den "realexistierenden Sozialismus" glaubte und sich Freiräume schuf, die die meisten im grauen Alltag der Deutschen Demokratischen Republik nicht für möglich gehalten hätten. Die Gruppe um Jan Sputnik gründete die Punkband "Der demokratische Konsum", verdiente mit illegalem Handel verschiedenster Art das nötige Geld, fuhr mit ausgemusterten Politbüro-Karossen durch die Lande und feierte als wäre jeder Tag der letzte.

Doch nach und nach stand für sie alle fest: wir müssen hier weg - raus aus diesem eingemauerten Land. Die Frage war nur wie? Wer den Sprung in den Westen schließlich (mit Hilfe heiratswilliger Isländerinnen und Isländer via Reykjavik!) geschafft hatte, versuchte anschließend mit dem Neuanfang in einer fremden Welt und der Trennung von Freunden und Familie zurechtzukommen. Als dann am 9. November 1989 das Unfassbare geschieht und die Mauer fällt, ist niemand so richtig vorbereitet. Wieder einmal gerät das Leben aus den Fugen, fallen vertraute Bezüge weg - persönliche Höhenflüge und Tiefpunkte bleiben nicht aus.

Ein Film über verrückte, gefährliche und lustige Momente einer atemberaubenden Zeit, die in Erinnerungen und außergewöhnlichem Archivmaterial lebendig wird.

Schräge Zeit ist nach Nonstop der zweite Teil einer Dokumentarfilmtrilogie von Ólafur Sveinsson über Berlin.

"Wenn meine Mutter mich auf der Straße getroffen hat, hat sie die Straßenseite gewechselt und so getan, als würde sie mich nicht kennen (...) wobei wir uns dann zuhause aber wunderbar beim Kaffeetrinken unterhalten haben." Jan Sputnik

"Wir durften alles tun. Wir durften nur eines nicht tun: uns offen gegen dieses System wenden." (...) "Vielleicht war es die beste Zeit überhaupt, die wir hatten." Wolfram Erhardt

Bio-Filmographie Ólafur Sveinsson, geb. 1960 in Island. Arbeitete als Nachtwächter, Reiseleiter, Hafenarbeiter, Bauarbeiter und in einer Walfangstation. Studierte Literatur und Philosophie an der Universität von Island, an der er ein Theater gründete. 1993 veröffentlichte er einen Prosaband. Als Abschlussarbeit seines Studiums an der Berliner dffb drehte er den Dokumentarfilm Nonstop über die Stammgäste einer 24-Stunden-Tankstelle in der deutschen Hauptstadt. Ólafur Sveinsson lebt und arbeitet in Berlin und Reykjavik.

Filme 1993 Der Gynäkologe, 1993 Im tiefen Schlund der Nacht, 1994 Björt mey og hrein, 1994 Das Warten, 1995 Loverman, 1996 Stolz, 1997 Baby, 1998 Nonstop, 2001 Braggabúar (Die Slums von Reykjavik), 2002 Hlemmur (Enstation), 2004 Schräge Zeit

Autor*in: Olafur Sveinsson. Kamera: Halldor Gunnarsson. Ton: Paul Eberle. Schnitt: Karen Loenneker. Musik: Simon Stockhausen. Produktion: TAG/TRAUM. Produzent*in: Gerd Haag.

Internationales Programm (2002-2009) 2004
Mi 12.05. 22.30 Filmmuseum
Fr 14.05. 20.30 Maxim