3 FRAGEN AN: Sebastian Sorg, Projektleiter DOK.forum

Das DOK.forum hat sich in den letzten Jahren zu einem etablierten Branchentreff entwickelt und entwirft Zukunftsperspektiven dokumentarischen Erzählens. Mit zahlreichen Panels, Workshops und Werkstattgesprächen ist es eine der größten Industry-Plattformen Deutschlands. DOK.forum Leiter Sebastian Sorg berichtet über den Stand der Vorbereitungen für das kommende Forum und über aktuelle Themen in der Branche

Sebastian, wie laufen die Vorbereitungen für das DOK.forum?

Für die fünfte Edition haben wir ganzjährig am Programm gearbeitet und das macht sich besonders nach Außen bemerkbar – Filmemacher und wichtige Institutionen im In- und Ausland sind auf das Forum aufmerksam geworden, sind teilweise Partner geworden und unterstützen uns. Im Gegensatz zum Filmfestival liefern wir nicht Filmprojektionen und Begegnungen, bei uns ist es wie bei einer Schnitzeljagd. Wir überlegen, was man momentan fürs Filmemachen braucht, was die Branche beschäftigt und positionieren unsere Veranstaltungen entsprechend. Wenn man dann beim Festival erlebt, wie Regisseure, Filmredakteure, Studenten und prominente Gäste in Gruppen unterwegs sind und Erlebnisse teilen, die ihnen Inspiration, neue Partner oder sogar Fördermittel für Filme ermöglichen, dann läuft alles richtig. Momentan sind wir also noch am Fährten legen.

Welche Inhalte sind momentan aktuell? Was beschäftigt die Branche?

Grundsätzlich steht die große Frage im Raum, wie man in Zukunft Filme erzählen und produzieren wird und wer an medialen Inhalten verdient. Mittlerweile sind nicht nur die Filmkomponisten und kleinen Dokumentarfilmregisseure ratlos, denn der Markt sortiert sich gerade neu. Maßgeblich sind dabei große Video-on-Demand-Plattformen und sich verändernde Sehgewohnheiten der Zuschauer. Egal auf welche Art wir filmische Inhalte in Zukunft betrachten werden – auf Mobilgeräten, in virtuellen Räumen mit Brillen, oder in 3D-Projektionen – unsere Aufgabe ist es, dazu die Fallstudien mit den aktuell spannendsten Projekten und Gesprächspartnern an einen Ort zu holen. Gleichzeitig findet bei uns im Programm eine starke politische Auseinandersetzung statt: Es geht um Whistleblowers wie Edward Snowden, Falciani und Aktivisten wie Robert Neudeck. Wir zeigen z. B. ein Portrait über Neudeck, das den Vietnam-Krieg thematisiert und über unsere Plattform entstanden ist. Wir sind gespannt auf die Reaktionen und hoffen auf eine spannende Debatte.

Was ist unter „Interactive Media“ zu verstehen? Warum ist das Thema so präsent?

Unter Interactive Media verstehen wir alle innovativen Erzählformen, die in Interaktion mit dem Zuschauer stehen. Ob das trans- cross- oder gamifizierte Projekte oder am Ende Mischungen sind, spielt keine Rolle. Bei unseren Screenings und Case Studies wollen wir zeigen, welche Möglichkeiten es momentan gibt und wie wir als Geschichtenerzähler in dieser Welt der vielen neuen Möglichkeiten von grundlegenden Veränderungen profitieren können – am Ende gilt es schließlich, das Feld nicht nur den großen Playern und deren kommerziellen Mechanismen zu überlassen, sondern eigene Ideen stark zu machen. Es gibt viele beeindruckende Beispiele in unserem Programm, die mit wenigen Mitteln große Türen öffnen und den Zuschauer auf ungeahnte Weise in ihre Erzählwelt mitnehmen. Und bietet nicht gerade der Dokumentarfilm das, was Gameplay und Schnitzeljagd benötigen: Das Gefühl wirklich dabei zu sein und echte Erlebnisse zu teilen.

Interview: Helga-Mari Steininger