OTZENRATH 3° KÄLTER

Deutschland 2007 – Regie: Jens Schanze – Originalfassung: Deutsch – Länge: 81 min.

  • OTZENRATH 3° KÄLTER / STRANGE HOMELAND
  • OTZENRATH 3° KÄLTER / STRANGE HOMELAND
  • Di, 06.05.2008
    20.00
    Filmmuseum
    OmeU

"Gratulation an Sie alle, Sie haben ein todschickes, neues Dorf hier", ruft der Direktor des RWE-Braunkohletagebaus "Garzweiler II" den Bürgern zu. Doch es ist nicht mehr ihr Dorf: Der 700 Jahre alte niederrheinische Ort Otzenrath wurde im Laufe von fünf Jahren verlegt. Man entschädigte die Bewohner und ließ sie auf einer vier Kilometer entfernten Wiese neue Häuser bauen. Entstanden ist das "todschicke" Neu-Otzenrath/Spenrath. Ganze drei Grad kälter ist es im neuen Wohnort, wo es keine Kneipe mehr gibt und hinter akkuraten Klinkerfassaden sich nun jeder selbst der nächste ist. "Ich denke mal, dass die energiepolitischen Probleme nicht so groß waren, dass das alles von Nöten war", räsoniert Landwirt Markus Mohren. Ihn haben die Umstände unverhofft zum Chef auf dem elterlichen Hof gemacht. Eigentlich wollte er mal etwas mit Aktien machen. Kurz nach der Umsiedelung aber starb sein Vater und der junge Markus musste ran. Doch die neuen Felder sind nicht so ertragreich wie die alten, der stete Wind in Neu-Otzenrath macht den Bauern zu schaffen. Für einen unzeitgemäßen Energieträger wurde Heimat dem Erdboden gleichgemacht. Von Menschen, denen man den Boden unter den Füßen nahm.

Der Braunkohletagebau hat im Rheinland eine lange Tradition. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs wurden deshalb bereits mehr als 30.000 Menschen umgesiedelt. Die größte der drei rheinischen Kohlegruben trägt den Namen Garzweiler I. Garzweiler war eine der Ortschaften, die diesem Tagebau in den 80er Jahren weichen mussten. Im November 1998 hat die Landesregierung Nordrhein-Westfalens die Genehmigung für einen Folgetagebau erteilt, genannt Garzweiler II. Vorausgegangen war ein 14 Jahre währender Streit zwischen Gegnern und Befürwortern. 50 Quadratkilometer Erdoberfläche sollen im Zuge dieses Projekts bis zu einer maximalen Tiefe von 210 Metern abgetragen werden - mit allem, was sich darauf befindet. Der Abbau der Kohle wird im Jahr 2050 abgeschlossen sein. Weitere 50 Jahre werden für die vollständige Rekultivierung der Fläche benötigt. (Quelle: 3sat)

Nominiert für den Förderpreis Dokumentarfilmpreis des FilmFernsehFonds Bayern

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Regie JENS SCHANZE, geb. 1971 in Bonn, Studium der Forstwissenschaften. 1992/93 Regieassistenz und Produktionsleitung beim Bayerischen Fernsehen. 1995 bis 2005 Student an der HFF München, Abt. IV Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik. Arbeitet als Autor, Regisseur, Kameramann und Cutter.

Filme 1999 Das kleine Kaufhaus, 1999 Gespräch mit dem Kameramann Thomas Plenert, 2001 Otzenrather Sprung (Adolf-Grimme-Preis, DOK.FEST 2002), 2003 Brot und Töne (DOK.FEST 2003), 2005 Winterkinder (DOK.FEST 2005), 2007 Otzenrath 3° kälter

Englischer/Originaltitel: Strange Homeland. Autor*in: Jens Schanze, Judith Malek-Mahdavi. Kamera: Börres Weiffenbach. Ton: Mauricio Wells, Sebastian Kutzli. Schnitt: Jens Schanze. Musik: Georg Kreisler, Carsten Golbeck, Christian Ludwig Mayer. Produktion: Mascha FILM GbR. Produzent*in: Judith Malek-Mahdavi. Weitere Produzent*innen: Privat: 76 70 14 10 (HB). Vertrieb: siehe Produktion

Internationales Programm (2002-2009) 2008
  • Di, 06.05.2008
    20.00
    Filmmuseum
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